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Politik: Auf verlorenem Posten

Rumsfeld zu Krisentreffen in Kirgisien: Zentralasiatische Republiken wollen US-Militärbasen nicht mehr

Berlin - Nun kommt der Chef selbst. Am Montag reiste US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld nach Zentralasien. Seit einiger Zeit weht den USA hier der Wind ins Gesicht. Staaten wie Kirgisien, Usbekistan und Tadschikistan möchten am liebsten die nach 2001 für den Krieg gegen die Taliban in Afghanistan aufgebauten amerikanischen Militärbasen wieder loswerden. Und für diesen Wunsch haben sie mächtige Verbündete – Russland und China. Anfang Juli forderten die in der so genannten Shanghai-Organisation für Zusammenarbeit (SCO) zusammengeschlossenen Staaten die USA offiziell auf, eine Frist für den Abzug ihrer Truppen aus der Region zu nennen. Die „aktive militärische Phase“ des Einsatzes in Afghanistan sei vorbei, hieß es zur Begründung. Wenige Tage später legte auch der neu gewählte kirgisische Präsident Kurmanbek Bakijew noch einmal öffentlich nach. Ihm wie den anderen regionalen Herrschern geht es vor allem darum, dem Entstehen islamistischer Separatistenbewegungen mit antiwestlicher Agenda entgegenzu- wirken. Russland und China dagegen haben das Ziel, sich in der Region strategisch neu zu positionieren. Moskau will verlorenen Einfluss zurückgewinnen. Und das energiehungrige Peking ist besonders an den Öl- und Gasvorkommen in Mittelasien interessiert.

Während es in Tadschikistan nur einige hundert Nato-Soldaten gibt, überwiegend der französischen Luftwaffe, existieren in Kirgisien und Usbekistan voll ausgebaute amerikanische Stützpunkte. Nahe der kirgisischen Hauptstadt Bischkek nutzen die USA seit 2001 die ehemalige Sowjetbasis Manas als Luftwaffenstützpunkt. Hier arbeiten etwa 1000 Nachschubspezialisten. Die genaue Zahl von US-Soldaten und Militärflugzeugen in Kirgisien ist geheim. Allerdings kann eine auf der Luftwaffenbasis errichtete Zeltstadt bis zu 3000 Militärs aufnehmen. Regelmäßig fliegt die US-Luftwaffe mit „Galaxy“-Transportern von der Frankfurter Luftwaffenbasis aus Mannschaften und Material nach Kirgisien.

In Usbekistan sind auf den ehemaligen sowjetischen Luftwaffenbasen Karschi und Chanabad nahe der afghanischen Grenze sogar 3000 amerikanische Soldaten stationiert – mehr Personal als auf der Luftwaffenbasis Incirlik beim Nato-Partner Türkei. Schätzungsweise 50 bis 60 F-15- und F-16-Kampfflugzeuge starten und landen hier täglich, zusätzlich auch Kampfhubschrauber und Transportflugzeuge. In die Modernisierung des Stützpunktes haben die USA 250 Millionen Dollar investiert, die jährliche Miete soll rund 200 Millionen Dollar betragen. Nicht weit entfernt im usbekisch-afghanischen Grenzort Termez hat auch die Bundeswehr ihren Stützpunkt, von dem aus die Einheiten in Kabul, Kundus und Faisabad mit Nachschub versorgt werden.

Für Washington ist mit der Abzugsaufforderung der Kampf um den Einfluss in Zentralasien eröffnet. Schon im Vorfeld seines Besuches hat darum Rumsfeld klargemacht: Eine rasche Aufgabe der Stützpunkte kommt für ihn nicht in Frage.

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