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Politik: Aufgeheizt

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Draußen ist es ja ziemlich heiß. Und das schon seit Tagen.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Draußen ist es ja ziemlich heiß. Und das schon seit Tagen. Damit es drinnen erträglich ist, hat der Mensch die Klimaanlage erfunden. Früher funktionierte die so, dass am Eingang bedeutsamer Gebäude zwei riesige Eisblöcke deponiert wurden, neben denen je ein Diener stand, der mit großem Fächer die gekühlte Luft verwedelte. Bis das Eis geschmolzen war. Heute macht das die Elektrik. Im Bundestag allerdings, genauer gesagt: im Paul-Löbe-Haus, fiel nun die Klimaanlage aus. „Wir haben ein kleines Problem“, kommentierte dies der Vorsitzende jenes Ausschusses, der trotz Sommerpause zusammengekommen war und sich nun, Zug um Zug, der Jacketts entledigte. Oben in der Galerie saßen die zuhörenden Damen und wedelten sich mit asiatischen Fächern oder Presseerklärungen der EU-Kommission Luft zu.

Nun soll das Versagen der Klimaanlage im Paul-Löbe-Haus gar kein Defekt sein, sondern ein bewusst herbeigeführter Zustand. Insider wollen wissen, dass das Wasser der nahen Spree irgendeine Funktion beim Kühlen hat. Und die Spree wiederum sei schon so aufgeheizt, dass man ihr die zusätzliche Erwärmung, die ein Nebeneffekt der Kühlung des Bundestages wäre, partout nicht zumuten könne. Tja. Das ist die Dialektik der Aufklärung. Jeder Fortschritt trägt schon den Samen seines Niedergangs in sich. Wir schicken Menschen auf den Mond und Roboter auf den Mars, wir klonen Tiere und sprengen Atombausteine, aber das mit der Kühlung, das funktioniert noch immer nicht. Denken wir einfach an den Winter. Aber bloß nicht an die DDR-Züge zur Winterszeit, die unbeheizt waren. Dann doch lieber Sommer ohne Kühlung!

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