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Aufgelesen: Wovor sich Amerikas Konservative fürchten

Während hierzulande der Anti-Amerikanismus blüht, haben die Konservativen in den USA ihre ganz eigenen Feinde ausgemacht: Al Qaida, Iran, Darwin, Islam und Europa. Eine Internetnachlese von Malte Lehming

Berlin - Der Antiamerikanismus ist erforscht. Etwas weniger bekannt ist der Antieuropäismus (der Begriff ist nicht hübsch, aber es gibt keinen besseren). In den USA jedenfalls publizieren Europa-Hasser ein Buch nach dem anderen. Laut "Economist" tragen die Werke Titel wie "America Alone", "Our Oldest Enemy", "While Europe Slept".

Die antieuropäischen Ressentiments werden von der Vision genährt, ökonomisch und demographisch gehe der Alte Kontinent den Bach runter, die spirituelle Leere, verursacht durch die allgemeine Gottlosigkeit, werde bald durch den Islam gefüllt. Kein geringerer als Bernard Lewis, der Mentor vieler Islamforscher, glaubt, dass Europa gegen Ende des Jahrhunderts ein Teil des arabischen Westens sein werde.

Eine Gruppe wird das freuen - die Terrorbande Al Qaida. Sie sei, mehr als fünf Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001, so schlagkräftig wie eh und je, bilanziert bitter in der "New York Times" Clark Kent Ervin, der in der US-Heimatschutzbehörde gearbeitet hat. "Al Qaida hat sich in Pakistan rekonstituiert und versucht, Afghanistan zurückzuerobern." Der "verheerende Irakkrieg" habe den Willen, Amerika anzugreifen, noch verstärkt.

Durch immer mehr US-Truppen soll die Situation im Irak befriedet werden. Die Aufstockung der Streitkräfte ist allerdings auch ein Signal an Iran, schreibt Ex-General Wesley Clark in der Zeitschrift "Washington Monthly". Er plädiert für die bedingungslose Aufnahme eines Dialogs mit Teheran, "denn mit jedem Monat, in dem das iranische Atomprogramm Fortschritte macht, nähern wir uns der amerikanischen Militäroption". Für den Völkerrechtler Louis Rene Beres indes ist die Zeit der Diplomatie längst abgelaufen. Er plädiert im "Christian Science Monitor" für einen Erstschlag gegen die atomare Infrastruktur Irans. Als ein Akt "antizipatorischer Selbstverteidigung" stünde das durchaus im Einklang mit dem internationalen Recht.

Sind Darwinismus und Konservatismus Freunde oder Feinde? Zu diesem Thema veranstaltete das "American Enterprise Institute" vor kurzem eine offenbar anregende Podiumsdiskussion, die von Andrew Ferguson im "Weekly Standard" zusammengefasst wird. Konservativ am Darwinismus, priesen einige Konservative, sei die Betonung der menschlichen Natur, der Verschiedenheit der Geschlechter, der Bedeutung von Familie und Privateigentum. Weniger warm wurden sie mit der "inhärenten Amoralität" von Darwins Lehre, der zufolge die menschliche Existenz sinnlos und Begriffe wie "freier Wille" und "persönliche Würde" eine Illusion seien. Um die Schöpfungsgeschichte ging es bei der Debatte zum Glück nur am Rande.

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