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Politik: Aufstand der Eltern

In den USA fordern immer mehr Familien die Rückkehr der Soldaten

Von Matthias B. Krause,

New York

Larry Syverson hat einen einsamen Job. Schon seit Monaten, so berichtet die Wochenzeitschrift „The Nation", demonstriert der Soldatenvater für die Rückkehr seiner beiden Söhne aus dem Irak. Dreimal in der Woche verbringt er demnach einen Tag in Richmond, Virginia, vor dem dortigen Gerichtsgebäude und hält zwei Schilder hoch. „Irakisches Öl ist nicht das Blut meiner Söhne wert", steht auf dem einen, „Hupen für den Frieden" auf dem anderen. Als US-Präsident George W. Bush am 1. Mai das Ende der Kampfhandlungen erklärte, habe er praktisch keine Autofahrer gehört, die seinem Aufruf folgten, sagte Syverson dem Magazin. Doch in den vergangenen Wochen, mit der steigenden Zahl getöteter Soldaten im Irak, „hat das Hupen deutlich zugenommen", glaubt er.

Neben Syverson gibt es eine ganze Reihe von US-amerikanischen Soldaten-Eltern, deren Angst um ihre Kinder wächst. Die Gruppe „Military Families Speak Out" (MFSO), in der nach eigenen Angaben 600 Familien zusammengeschlossen sind, hatte sich bereits kurz nach Kriegsbeginn in der Friedensbewegung engagiert. Von den kriegstrunkenen Medien waren ihre Aktionen allerdings weitgehend ignoriert worden. In der vergangenen Woche starteten die besorgten Eltern nun eine neue Kampagne. „Bring them home now" (Bringt sie jetzt nach Hause – www.bringthemhomenow.org ), fordern sie. Damit spielen sie auf einen Ausspruch von Bush an, der auf die Frage nach den Guerilla-Angriffen im Irak geantwortet hatte: „Bring them on" (Bringt sie nur her). Als „ignorante Aufschneiderei" empfindet MFSO-Mitbegründerin Nancy Lessin Bushs Ausspruch. „Wir fordern das Ende der Besatzung und anderer fehlgeleiteter Abenteuer. Alle US-Soldaten sollen unverzüglich nach Hause zurückkehren", sagte sie bei der Vorstellung der Aktion in Washington.

Rund 60 amerikanische Soldaten sind im Irak getötet worden, seit Bush die Mission im Mai öffentlich für erfüllt erklärte. Die Soldaten-Eltern werfen Washington vor, sie über die Kriegsgründe belogen zu haben. Die Verbindungen des gestürzten Regimes von Saddam Hussein zu Al Qaida seien ebenso unbewiesen wie die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak, argumentieren sie. MFSO-Mitglied Susan Shuman sagte auf der Pressekonferenz in Washington: „Von stolzen Befreiern sind unsere Truppen zu Unterdrückern und Besatzern geworden."

Ähnlich äußert sich die amerikanische Friedensbewegung, die im ganzen Land Demonstrationen organisiert. Genaue Zahlen über die Teilnehmer der Veranstaltungen gibt es zwar nicht, doch die erste Auflage von 50 000 Ansteckern mit dem Slogan „Bush Lies – Who Dies?" (Bush lügt – Wer stirbt?) ist schon ausverkauft. In der Unterzeile steht die Forderung: „Untersucht die Lügen – Beendet die Besetzung – Bringt die Truppen jetzt nach Hause“.

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