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Politik: Aufstieg und Fall des Michail Chodorkowski

Er war das schillernde Wunderkind unter Russlands Unternehmern.

Moskau (22.09.2005, 21:46 Uhr) - Vom reichsten Untervierzigjährigen außerhalb Amerikas (Forbes) wurde der Ölmagnat Michail Chodorkowski im Oktober 2003 über Nacht zum bekanntesten Untersuchungshäftling Russlands. Die Verurteilung überraschte in Moskau zuletzt niemanden mehr. Von Beginn an galt es als sicher, dass der Kreml die Fäden im Verfahren wegen Betrugs und Steuerhinterziehung in der Hand hielt.

Wie kaum ein anderer verkörpert der 1963 geborene Chodorkowski den kapitalistischen Wildwuchs in der nach-sowjetischen Wirtschaft. Ob Handel mit Gorbatschow-Matrjoschka-Puppen, Computern oder französischem Cognac: Chodorkowski hatte Erfolg. Und zwar so viel, dass der studierte Chemiker mit Freunden und einer randvollen Kasse eine Bank gründete und sich Jahre später für nur 300 Millionen Dollar (umgerechnet 250 Millionen Euro) ein Kontrollpaket am Ölkonzern Yukos sicherte.

Die dank der Ölexporte sprudelnden Dollar investierte Chodorkowski in moderne Fördertechnik, um international wettbewerbsfähig zu werden. Zudem verordnete er seiner Firma eine offene Unternehmenspolitik. Der Multimilliardär und Yukos avancierten zu den Lieblingen der Investoren. Der Börsenwert von Yukos stieg zeitweise auf über 30 Milliarden Dollar.

Mit seinem politischen Engagement, das die Finanzierung von Oppositionsparteien einschloss, verstieß er aber gegen ein ungeschriebenes Gesetz des Kremls: Immunität im Gegenzug dafür, dass sich die Oligarchen aus der Politik heraushalten. Außerdem waren dem Kreml Chodorkowskis Verhandlungen mit US-Konkurrenten über einen Teilverkauf von Yukos ein Dorn im Auge. (tso/dpa)

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