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Schon am Donnerstag startete die Flucht aus Kiew in die Westukraine.

© REUTERS/Umit Bektas

Augenzeugenbericht aus der Zentral-Ukraine: Bürgerwehren ordnen Flucht-Verkehr an der Autobahn nach Polen

Auf der Massenflucht in den Westen der Ukraine bemühen sich Bürgerwehren, das Chaos auf den Straßen zu ordnen. Offizielle Angaben dazu gibt es nicht.

Im Zentrum der Ukraine sind Bewaffnete an der derzeit wichtigsten Autobahn aufgetaucht. Das erfuhr der Tagesspiegel von einem Bundesbürger, der wie Zehntausende andere an diesem Freitag im Auto die Hauptstadt Kiew verlassen hat, am Telefon. Die Männer hätten Schusswaffen im Anschlag gehabt.

Der Deutsche ist sowohl mit Westeuropäern als auch Ukrainern unterwegs, er sprach von einer "Art Bürgerwehr" offenbar in der Nähe Schytomyrs. Offizielle Informationen ukrainischer Stellen dazu sind nicht bekannt. Die Rada, das ukrainische Parlament, hatte kürzlich verfügt, allen wehrfähigen Bürgern können Waffen ausgehändigt werden.

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Die Bürgerwehr versuche, sagte der Augenzeuge, den chaotischen Verkehr zu ordnen: Denn um schneller in die Westukraine zu kommen, führen einige Autos auf der Gegenfahrbahn, die eigentlich in Richtung Kiew genutzt werden solle. Auf diesen Spuren seien zwar deutlich weniger Autos unterwegs, aber leer seien sie nicht.

Man sei auf dem Weg nach Lwiw (deutsch Lemberg), hieß es am Telefon, letztlich wolle man nach Polen. Das Land ist EU- und Nato-Mitglied und wohl vor russischen Angriffen geschützt. Auf der ukrainischen Seite der Grenzübergänge nach Polen haben sich lange Staus gebildet.

Auf bis zu vier Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine stellen sich die Vereinten Nationen ein, sollten die Kämpfe dort anhalten. Tausende seien schon in Nachbarländer geflohen, darunter nach Moldau, in die Slowakei und auch Russland, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit. Die Innenminister der EU-Staaten wollen am Wochenende auf einer Krisensitzung dazu sprechen.

Mehr zum russischen Angriff auf die Ukraine bei Tagesspiegel Plus:

Polen hat sich schon auf Flüchtlinge aus dem östlichen Nachbarland vorbereitet. Die Regierung in Warschau erklärte, jeder werde aufgenommen, der vor einem Konflikt in der Ukraine fliehe. An den "Erstaufnahmepunkten" böten Helfer auch Tee und Essen an.

Agenturmeldungen zufolge reisten junge Männer am Freitag aber auch in die andere Richtung: Also aus der Westukraine nach Osten, wo derzeit die russische Armee neuralgische Punkte besetzt.

Schon im Kampf mit den prorussischen Rebellen in der Ostukraine waren nicht nur Truppen der Kiewer Regierung, sondern auch Freiwillige aktiv. In deren Bataillonen kämpften Ukrainer verschiedener politischer Ausrichtung, darunter prowestliche und linksnationalistische, aber auch ultrarechte Freiwillige.

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