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Politik: Aus Alt mach Neu

Claus Möller wollte raus aus der Politik. Jetzt ist er SPD-Landeschef

So schnell hat sich bei Schleswig-Holsteins Sozialdemokraten die Gefühlslage selten geändert. Am Samstagabend waren sie nach der Abwahl von Parteichef Franz Thönnes noch ratlos und niedergeschlagen – und am Sonntag herrschte bereits wieder Optimismus.

Bewirkt hat die Aufbruchstimmung der neue Landesvorsitzende Claus Möller, dem es gelang, mit wenigen Sätzen die Wende herbeizuführen. Er sprach sich nicht nur für einen Sonderparteitag auf Bundesebene aus, sondern mahnte bei seiner Partei auch „den roten Faden sozialer Gerechtigkeit“ an. Die Delegierten feierten ihren Neuen und klatschten sich den Frust von der Seele.

40 Jahre ist der 61-Jährige Mitglied der SPD. Seit 1988 gehörte er der schleswig-holsteinischen Regierung an, zunächst als Staatssekretär im Sozialministerium, dann als Finanzminister eines mit Reichtümern nicht gerade gesegneten Landes. Erst kürzlich war er aus der Regierung geschieden, und auf den zahlreichen Abschiedsfeierlichkeiten hatte er stets versichert, er wolle jetzt etwas „jenseits der Politik“ tun. Nach dem Sturz von Thönnes, gegen den auf dem Parteitag trotz vieler Kritik niemand hatte antreten wollen, holte den Parteisoldaten die Pflicht unerwartet ein. Die Parteispitze überredete ihn, die Führung zu übernehmen. Möller tat es, nach einer „grottenschlechten Nacht“ und mehreren Telefongesprächen mit seiner Frau.

Möller steht vor der schwierigen Aufgabe, die angeschlagene Partei längerfristig, also vor allem bis zur Landtagswahl 2005, in Fahrt zu bringen. In der Vergangenheit hat er es verstanden, zwischen Kontrahenten zu vermitteln, und viele im Norden meinen, ohne ihn wäre das rot-grüne Bündnis nicht so haltbar geworden, wie es heute ist. Zu Möllers Aufgaben wird es aber auch gehören, einen Nachfolger aufzubauen – damit er in ein paar Jahren endlich „in die Phase nach der Politik“ eintreten kann.

Karsten Plog[Hamburg]

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