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Politik: Aus dem Füllhorn

Wenige Künstlerschicksale sind so eng mit der Zeitgeschichte verwoben wie dasjenige Max Beckmanns. Merkwürdig genug, dass es bislang keine vollgültige Biografie des Malers gibt.

Wenige Künstlerschicksale sind so eng mit der Zeitgeschichte verwoben wie dasjenige Max Beckmanns. Merkwürdig genug, dass es bislang keine vollgültige Biografie des Malers gibt. Das versucht jetzt Stephan Reimertz, von dem es schon das vorzügliche Bändchen in der Reihe der rororo- Monografien gibt. Dass er es in die Bibliografie seiner neuen Darstellung nicht aufgenommen hat, macht stutzig. Reimertz hat alle Quellen studiert, insbesondere die Archive in München und St.Louis (wo Beckmann 1947/48 unterrichtete). Doch im Bestreben, das ganze Füllhorn seiner Funde auszuschütten, kommt der Blick auf die Werke zu kurz. Die Zeitgeschichte ist ohnehin des Autors Stärke nicht. Ärgerlich ist der flapsige Ton, in dem Reimertz seinen Stoff zu bewältigen sucht: „Paul Cassirer war auch sonst ein Pechvogel. Anfang Januar 1926 gab er sich die Kugel.“ Oder woher weiß der Autor, dass Lilly von Schnitzler wörtlich ausrief, „Das Bild muss ich haben, koste es, was es wolle!“? Aus einem Zeitungsartikel von 1958, nur fehlt der Nachweis. Kurzum, für den Beckmann-Verehrer bietet das Buch zwar eine Fülle neuer Details – auf die große Biografie indessen muss weiter gewartet werden.

Stephan Reimertz: Max Beckmann. Biografie. Luchterhand, München. 479 S., 28 €.

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