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Politik: Aus dem Hinterhalt

Zum sechsten Mal in vier Monaten sind Amerikaner in Kuwait angegriffen worden. Erstmals traf es jetzt Zivilisten

Offiziell ist Kuwait den USA dankbar dafür, dass sie das Land 1991 von der irakischen Besatzung befreit haben. Daher sind bis heute 16 000 US-Soldaten in dem Golfstaat stationiert, hinzu kommen etwa 8000 amerikanische Zivilisten. Dass die amerikanische Militärpräsenz in dem kleinen Land nicht unumstritten ist, wurde am Dienstag auf tragische Weise deutlich: Zwei amerikanische Zivilisten, die für die US-Armee arbeiten, wurden an einer Ampel von Unbekannten beschossen. Der 51-jährige Michael Rane starb, sein Begleiter wurde verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert. Das Auto wurde von 24 Schüssen durchsiebt, teilte die kuwaitische Polizei der Nachrichtenagentur AFP mit.

Zum ersten Mal wurden in Kuwait amerikanische Zivilisten angegriffen, der erste Anschlag auf Amerikaner war es aber nicht: Seit Oktober vergangenen Jahres gab es fünf Angriffe auf die US-Armee. Im Oktober wurde ein Soldat während eines Manövers auf einer kuwaitischen Insel von zwei Angreifern erschossen. Im November eröffnete ein kuwaitischer Polizeioffizier das Feuer auf zwei US-Soldaten, nachdem er ihren Wagen auf einer Schnellstraße im Süden der Hauptstadt angehalten hatte. Die beiden Amerikaner wurden schwer verletzt. Die kuwaitische Regierung hatte die beiden Mörder des Soldaten als Anhänger Osama bin Ladens präsentiert. Doch damit kann sie nicht überdecken, dass die US-Kriegspläne auch bei der eigenen Bevölkerung unbeliebt sind, zumal das Land zum Aufmarschgebiet einer Invasion im Südirak würde. Beobachter sehen einen Zusammenhang zwischen den Kriegsvorbereitungen und dem nunmehr sechsten Angriff auf Amerikaner in vier Monaten.

Der Zwischenfall macht das Dilemma aller Golfstaaten deutlich, die sich zur eigenen Sicherheit US-Truppen ins Land geholt haben. Die insbesondere von islamistischen Kreisen abgelehnte Militärpräsenz wird umso kritischer gesehen, je näher ein möglicher Krieg gegen den Irak rückt. So demonstrieren auch in Bahrain, wo die 5. US-Flotte ihr Hauptquartier hat, mittlerweile jede Woche Tausende gegen die US-Armee. Im April hatte es bei Demonstrationen einen Toten gegeben, Benzinbomben wurden gegen die US-Botschaft in Manama geschleudert.

Wie sehr Saudi-Arabien, wo etwa 5000 US-Soldaten stationiert sind, Zwischenfälle fürchtet, zeigt der prompte Kommentar des saudischen Außenministers Saud al Faisal: Er bezeichnete die Tat in Kuwait als „tragisch, insbesondere wegen der Beziehungen zwischen Kuwait und den Vereinigten Staaten“ – noch bevor die kuwaitische Regierung selbst eine ähnliche Erklärung abgeben konnte.

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