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Ausbau der Stromnetze: Grüne fürchten Glaubwürdigkeitsproblem

Viele grüne Mitglieder arbeiten in Bürgerinitiativen gegen neue Hochspannungsleitungen. Im Europarlament arbeiten die Politiker an einer gemeinsamen Position zum Ausbau der Stromnetze.

Berlin - Ingrid Nestle weiß, dass da einiger Streit auf ihre Partei zukommt. Die grüne Energieexpertin im Bundestag arbeitet mit ihren Kollegen im Straßburger Europaparlament an einer gemeinsamen Position zum Ausbau der Stromnetze. Und natürlich weiß sie, dass viele grüne Mitglieder in Bürgerinitiativen gegen neue Hochspannungsleitungen mitarbeiten. Doch für den Umbau des Stromsystems auf erneuerbare Energien wird es Leitungen brauchen. Die Frage sei nur, wie viel Leitungskapazität gebraucht werde und wofür, sagt Nestle.

Die Kanzlerin hat seit der Verabschiedung des Energiekonzepts ihrer Regierung immer wieder betont, dass der Netzausbau darüber entscheide, ob „das Zeitalter der erneuerbaren Energien“ erreicht werde. Sie schimpft auf lange Genehmigungszeiten und örtlichen Widerstand und wirft den Grünen vor, an diesem Widerstand zumindest mit Schuld zu sein.

Für die Grünen ist diese Diskussion gefährlich. Franz Untersteller, grüner Landtagsabgeordneter in Stuttgart, sieht da ein großes Glaubwürdigkeitsproblem auf seine Partei zurollen. Und auch Ingrid Nestle weiß, dass der Verhinderungsvorwurf schneller erhoben als widerlegt ist – zumal die Grünen vor Ort ja tatsächlich oft gegen Strominfrastrukturprojekte wie etwa ein Pumpspeicherkraftwerk im Hotzenwald in Südwestdeutschland kämpfen. Oder im Norden gegen eine Verknüpfung des deutschen Stromnetzes mit den Pumpspeicherkraftwerken in Norwegen.

Ingrid Nestle betont deshalb, dass der Ausbau des Stromnetzes so geplant werden muss, dass die Versorgung 2050 tatsächlich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien erfolgen kann. Doch die aktuell diskutierten Ausbauprojekte von Nord nach Süd dienten faktisch dazu, die gerade noch einmal verlängerten Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel wieder ins Stromnetz zu bringen. Und dafür wollen sich die Grünen dann doch nicht haftbar machen lassen.

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