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Politik: Ausgespäht

Die Polizei hat bei der Neonazi-Gruppe „Combat 18“ in Schleswig-Holstein Listen mit Namen von Prominenten entdeckt

Von Frank Jansen

Sie sammelten Daten wie eine Art „Feierabend-Gestapo“. In den beschlagnahmten Materialien der Gruppe „Combat 18 – Pinneberg“ hat die schleswig-holsteinische Polizei jetzt Listen mit den Namen von Politikern, anderen Prominenten und Polizisten entdeckt, die in der braunen Szene als Feindbilder gelten. Nach Informationen des Tagesspiegels hatten die Neonazis unter anderem steckbriefartig Daten führender Mitglieder der jüdischen Gemeinden in Deutschland gesammelt. Das Landeskriminalamt war am 28. Oktober mit Hilfe mehrerer Spezialeinsatzkommandos gegen „Combat 18 “ vorgegangen. In Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen wurden 50 Häuser und Wohnungen durchsucht. Die Beamten fanden auch vier Handfeuerwaffen, eine Pumpgun und eine Anleitung zum Bau von Sprengsätzen. Von den sieben Festgenommenen sitzen fünf in Untersuchungshaft. Unter ihnen befinden sich der ehemalige NPD-Landesvorsitzende in Schleswig-Holstein, Peter B., und ein mutmaßlicher Waffenhändler. Die Staatsanwaltschaft Flensburg spricht von der Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Das Landeskriminalamt in Kiel wollte am Montag nicht sagen, welche Namen von den Neonazis aufgelistet worden sind. Es sei auch noch unklar, ob die Gruppe für die „Combat18.org“-Homepage verantwortlich ist. Auf der Seite werden ein Landrat, ein Bürgermeister, ein Staatsanwalt und ein Repräsentant der jüdischen Gemeinde bedroht. Alle stammen aus Schleswig-Holstein. Außerdem wird die Schändung des jüdischen Friedhofs von Neustadt/Holstein gefeiert. Unbekannte hatten dort ein Ferkel aufgeschlitzt und mit roter Farbe „C 18“, die Abkürzung für „Combat 18“, auf Grabsteine geschmiert.

Der Name „Combat 18“ bedeutet „Kampf Adolf Hitler“. Die Zahlen eins und acht stehen für die Buchstaben A und H. In den 90er Jahren gründeten englische Neonazis mit Kontakt zu protestantischen Terroristen in Nordirland die erste Gruppe namens „Combat 18“. Sie verübt Gewalttaten, stellt „Red Watch“-Feindeslisten zusammen und ist in den rechten Szenen anderer Länder populär. Außerdem ist „Combat 18“ mit der internationalen Skinheadvereinigung „Blood & Honour“ liiert. Deren deutsche Division wurde im Jahr 2000 verboten.

In Deutschland tauchen öfter Cliquen auf, die sich „Combat 18“ nennen. Die Pinneberger Gruppe war offenbar eine der gefährlichsten. Einige der etwa 30 Mitglieder seien „Extremkampfsportler“, hieß es beim LKA in Kiel. Außerdem gebe es Kontakte zu „Blood & Honour“-Gruppen im Ausland. Mitglieder der Pinneberger Gruppe sollen als Schutztruppe bei rechten Konzerten außerhalb der Bundesrepublik aufgetreten sein. In Schleswig-Holstein war die Gruppe nach Angaben des LKA kurz davor, die Händler rechter Musik unter Kontrolle zu bekommen – unter Androhung brachialer Gewalt.

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