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Auslandsreise: Obama sucht das Gespräch mit Israel

Kandidatenvisite im Schatten des Terrors: Der amerikanische Präsidentschaftskandidat Barack Obama übernachtete in Jerusalem unweit der Stelle, an der es nur wenige Stunden zuvor einen weiteren Terroranschlag gegeben hatte.

Ein Palästinenser in Jerusalem hatte mit einem Baufahrzeug drei Autos und einen Bus gerammt und dabei fünf Menschen zum Teil schwer verletzt. Jerusalem, und für eine knappe Dreiviertelstunde das benachbarte palästinensische Ramallah, bildete die letzte Station auf Obamas Nahostreise, bevor er Donnerstag früh Kurs auf Berlin nehmen wollte. „Obama besucht Israel um jüdische Wähler zu beeindrucken, nicht Israelis“, analysierte die Tagesszeitung „Haaretz“.

Den israelischen Gastgebern ging es darum, Obamas Haltung zu Israel und zu den zwei Hauptproblemen aus ihrer Sicht – Iran und Terror – herauszufinden. Der Senator aus Illinois betonte während des Besuchs die Sicherheit des jüdischen Staates als oberste Priorität. Den Palästinensern versicherte er, sich entschieden für einen eigenen palästinensischen Staat einzusetzen. Obama hatte sich in den vergangenen Wochen bemüht, sich bei den traditionell für die Demokraten stimmenden, in ihrer Mehrheit ihm gegenüber aber doch kritisch eingestellten jüdischen Wählern beliebter zu machen.

Obama erging es bei seinem Besuch in Nahost ähnlich wie seinerzeit dem damaligen deutschen Außenminister Joschka Fischer. Am Tag vor Besuchsbeginn ereignete sich in unmittelbarer Nähe seines Hotels ein Terroranschlag. Bei Fischer war es das Massaker in der Stranddisco in Tel Aviv, bei Obama die zweite Amokfahrt eines palästinensischen Bulldozerfahrers innerhalb von 20 Tagen in Jerusalem auf der King-David-Straße.

Jerusalem steht nicht nur angesichts des jüngsten Anschlags unter Hochdruck. Denn eine neue Variante des Terrors verhindert praktisch jede Prävention durch die Sicherheitsorgane. Alle vier Anschläge in Jerusalem in diesem Jahr wurden ausschließlich von unabhängigen Einzeltätern ohne Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppierung verübt. Das Attentat in der Religionsschule, bei dem am 6. März acht Schüler getötet wurden; das erste Bulldozerattentat, bei dem drei Menschen zu Tode kamen; die Schüsse beim Löwentor vor zwei Wochen, an deren Folgen am Mittwoch ein Opfer starb; und nun der zweite Anschlag mit einem Bulldozer.

Seit Jahresbeginn zählt man in Jerusalem 13 Todesopfer des Terrors. Entsprechend verunsichert ist die Bevölkerung, die Sicherheitsverantwortlichen sind nervös. Alle vier Täter stammen aus dem arabischen Ostjerusalem und den eingemeindeten palästinensischen Dörfern, die durch die umstrittene Sperranlage praktisch Israel zugeschlagen wurden. Israel kann demnach nicht die palästinensischen Sicherheitsorgane für die Anschläge verantwortlich machen, denn die Täter kamen aus dem israelischen Herrschaftsbereich. Charles A. Landsmann

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