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Politik: Auslaufmodell Alleinverdiener

In den meisten Familien arbeiten beide Partner – weil das Geld nicht reicht

Bielefeld - Sechs von zehn Deutsche halten den männlichen Alleinverdiener in der Familie für ein Auslaufmodell. Das geht aus einer repräsentativen Emnid- Umfrage im Auftrag der Expertenkommission Familie der Bertelsmann-Stiftung hervor. Als Grund dafür nennen die meisten Befragten mit dieser Ansicht (40 Prozent), dass der Partner mitverdienen müsse, damit das Einkommen reicht. An zweiter Stelle steht das Argument, dass Frauen grundsätzlich berufstätig sein sollten (30 Prozent). Gleichberechtigung in Gesellschaft und Beruf ist für 13 Prozent ausschlaggebend.

Die Gründe für den Abschied vom Alleinverdienermodell unterscheiden sich allerdings in Ost und West. Während in den alten Bundesländern vor allem ökonomische Zwänge Ursache für eine Abnahme der traditionellen Familienform sind, spielt in Ostdeutschland die Verwirklichung der Frau und die allgemein gesellschaftliche Entwicklung hin zur Gleichberechtigung der Geschlechter eine größere Rolle. So halten es hier 17 Prozent für wichtig, dass Frauen auch Karriere machen können. Im Westen meinen dies lediglich fünf Prozent.

Neben der Ehe halten die meisten Befragten die Gleichstellung anderer Lebensformen für zeitgemäß, wenn Kinder im Haus sind. Dies gilt für Alleinerziehende (87 Prozent), Patchworkfamilien (86 Prozent), nicht eheliche (75 Prozent) sowie homosexuelle Partnerschaften (64 Prozent). Zwei Drittel der Befragten gaben zudem an, in einer Familie zu leben, in der die Eltern verheiratet sind, und dies auch gerne zu tun. Etwa ebenso viele befürworten auch weiterhin eine rechtliche und finanzielle Bevorzugung der Ehe. Knapp ein Drittel lehnt eine Besserstellung der Ehe ab.

In Bezug auf ihre finanzielle Situation rechnet laut Umfrage fast die Hälfte der befragten Familien und fast 60 Prozent der Alleinerziehenden mit Kindern unter 14 Jahren damit, im Alter von staatlichen Transferleistungen abhängig zu werden. 95 Prozent der Befragten plädieren für zusätzliche Betreuungsangebote der Kinder. Zur Finanzierung wäre jeder Zweite bereit, auf Leistungen im Sozial- und Gesundheitsbereich zu verzichten.

Für die Studie wurden 1004 Personen ab 14 Jahren befragt. dpa/AFP/KNA

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