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Ausschreitungen: Massive Proteste gegen Castor-Transport

Polizei geht mit Wasserwerfern gegen Demonstranten vor. Atomkraftgegner zünden ein Räumfahrzeug an.

Mit einer Sitzblockade haben am Sonntagabend tausende Demonstranten den zwölften Castor-Transport mit radioaktivem Atommüll auf der Strecke zwischen Lüneburg und dem Verladebahnhof Dannenberg gestoppt. Der Zug sei in Dahlenburg mit Stacheldraht eingezäunt worden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der Nachrichtenagentur dpa. Der Transport sei bis mindestens Montagmorgen lahmgelegt, weil die Gleise blockiert und die Polizisten am Ende ihrer Kräfte seien. In Dannenberg sollten die Castor-Behälter auf Lastkraftwagen umgeladen werden, die sie über die letzten 19 Kilometer zum Zwischenlager Gorleben bringen sollten.

Bereits zuvor war der Transport der elf Castor-Behälter durch das Wendland von massiven Protesten und gewaltsamen Ausschreitungen begleitet, die zu großer Verspätung des Zuges führten. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray gegen Demonstranten ein, die auf die Gleise stürmten und versuchten, Schottersteine zu entfernen. Nahe Hitzacker gossen Atomkraftgegner brennbare Flüssigkeit über ein gepanzertes Räumfahrzeug der Polizei und zündeten es an. Das Feuer wurde rasch gelöscht. Nach Polizeiangaben wurden keine Beamten verletzt. Sie hätten sich mit Pfefferspray gegen die Angreifer verteidigt.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, sprach von einer „neuen Stufe der Gewalt“. Es sei kaum zu begreifen, dass Menschen Polizeifahrzeuge anzündeten, während die Beamten noch darin säßen, sagte Freiberg der „Rheinischen Post“. Ein Polizeisprecher sagte, die Intensität der Straftaten der Atomkraftgegner sei stärker als beim letzten Transport 2008 gewesen. Ein Sprecher der Kampagne „Castor schottern“ kritisierte hingegen, es habe sich um einseitige Polizeigewalt gehandelt. Die Polizei sei nicht angegriffen worden.

Bei Harlingen rund zehn Kilometer vor Dannenberg hatten rund 2000 Atomkraftgegner die Gleise blockiert, wie ein Polizeisprecher des Lagezentrums Lüneburg sagte. Die Initiative „WiderSetzen“ erklärte dagegen, es seien mehr als 3000 Demonstranten in Harlingen und über 5000 insgesamt an und auf den Schienen beteiligt. „Die friedliche Sitzblockade überfordert die Polizei, wir sind unräumbar“, hieß es. An die Polizeiführung wurde appelliert, wegen der Dunkelheit und der steilen Abhänge rechts und links des Gleises den Castor an diesem Abend stehen zu lassen. Ein Polizeisprecher bestätigte, dass der Castorzug im Bahnhof Dahlenburg wenige Kilometer vor der Sitzblockade stehe. Darüber hinaus gebe es unmittelbar vor dem Zwischenlager in Gorleben noch eine Sitzblockade mit rund 1500 Teilnehmern. Nach Angaben der Initiativen harren vor dem Zwischenlager in Gorleben deutlich über 2000 Menschen aus.

Am Nachmittag hatten Dutzende Bauern mit ihren Treckern fast alle Zufahrtstraßen nach Dannenberg versperrt, um zu verhindern, dass die Polizei zu Gleisabschnitten gelangen konnte, die von Castorgegnern besetzt worden waren. Das Zwischenlager kann der Castor frühestens am Montagnachmittag erreichen, weil allein das Umladen der Castoren in Dannenberg rund 15 Stunden dauert. mit AFP/dpa

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