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Australien: Regierungschef entschuldigt sich bei Ureinwohnern

Über Jahrhunderte wurden die Aborigines in Australien diskriminiert. Zehntausende Kinder wurden aus ihren Familien gerissen. Der australische Premierminister Rudd tut nun das, worauf die Ureinwohner lange warten mussten: Er bittet um Verzeihung.

Das Bedauern der Nation über die verfehlte Ureinwohner-Politik soll helfen, "einen großen Fleck von der australischen Seele" zu entfernen, und dazu führen, "dass die Ungerechtigkeit der Vergangenheit niemals, niemals wieder passieren darf", sagte der Labour-Politiker. Rudd, der im November vergangenen Jahres das Amt des Regierungschefs übernommen hatte, revidierte mit der Entschuldigung die Politik seines konservativen Vorgängers John Howard, der dies elf Jahre lang abgelehnt hatte.

Die Regierung richtet sich mit der Entschuldigung an die so genannten "gestohlenen Generationen" - Ureinwohner, die als Kinder ihren Familien über Generationen bis in die 70er Jahre zwangsweise genommen und in weißen Waisenheimen oder Pflegefamilien aufgezogen wurden. Sie wurden entweder assimiliert oder als willige Hausangestellte für eine weiße Elite erzogen. Nach Angaben Rudds wurden so bis zu 50.000 Kinder aus ihren Familien gerissen. Der Premierminister bat um Verzeihung für das Unrecht, das ihnen während zweier Jahrhunderte weißer Siedlerherrschaft angetan wurde.

"Gesetze, die unser Parlament erlassen hat, haben die gestohlenen Generationen ermöglicht", sagte Rudd. "Wir entschuldigen uns für den Schmerz, das Leid und die Kränkung dieser gestohlenen Generationen, ihrer Nachfahren und der betroffenen Familien. Wir entschuldigen uns bei den Müttern und Vätern, den Brüdern und Schwestern, weil die Familien und Gemeinden zerrissen wurden. Wir entschuldigen uns für die Erniedrigung und Demütigung, die einem stolzen Volk und einer stolzen Kultur damit zugefügt wurden." Heute gibt es unter den 21 Millionen Australiern noch knapp eine halbe Million Aborigines. (smz/dpa/AFP)

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