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Der Gynäkologe Denis Mukwege fordert, Massenvergewaltigungen als Kriegswaffen einzustufen.

© Reuters

Auszeichnung des Europaparlaments: Denis Mukwege erhält Sacharow-Preis

Der kongolesische Arzt setzt sich in seinem Heimatland seit Jahren für vergewaltigte Frauen ein und fordert, Massenvergewaltigungen als Kriegswaffe einzustufen. Für sein Engagement wurde er nun vom Europaparlament ausgezeichnet

Er engagiert sich seit Jahren für Frauen ein, die während des Bürgerkriegs im Kongo Opfer von Gruppenvergewaltigungen wurden – dafür ist der Gynäkologe Denis Mukwege am Mittwoch mit dem Sacharow-Preis für Menschenrechte des Europaparlaments ausgezeichnet worden. Mukwege setze als Arzt alles daran, den Opfern von Vergewaltigungen zu helfen, sagte Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD). „Anstatt wegzusehen sind Sie zu einem furchtlosen Mann geworden, der das Leid zahlloser Frauen und Mädchen gelindert hat.“

Auch für den Friedensnobelpreis nominiert

Der Körper von Frauen sei im Kongo ein „regelrechtes Schlachtfeld“ geworden, sagte Mukwege, der auch für den diesjährigen Friedensnobelpreis nominiert war. Massenvergewaltigungen würden als „Kriegswaffe“ benutzt, sie seien Teil einer „schrecklichen Strategie der Kriegsführung“, betonte der 59-Jährige, der in Begleitung seiner Frau nach Straßburg gekommen war. Im Kongo vergehe kaum ein Tag ohne menschliche Dramen, sagte der Arzt. Schwangeren Frauen werde der Bauch aufgeschlitzt, ihre ungeborenen Kinder würden zerstümmelt. Insgesamt seien im Kongo mehrere hunderttausend Frauen vergewaltigt worden..
„Wie können wir als Menschen dazu schweigen?“ Überall in der Welt würden solche Verbrechen Entrüstung hervorrufen. Doch im Kongo würden diese Gräueltaten als „Nebensache“ betrachtet, sagte der Preisträger, dem eine Delegation von kongolesischen Frauen auf der Besuchertribüne zujubelte. Dies zeige, wie sehr die kongolesische Gesellschaft durch zu viel Gewalt traumatisiert sei.
An die EU appellierte der Preisträger, bei Wirtschaftsabkommen mit seinem Land konsequenter auf die Achtung von Menschenrechten und Demokratie zu achten. Der Straflosigkeit müsse ein Ende gesetzt werden, betonte der Arzt, der sich seit langem dafür einsetzt, Massenvergewaltigungen während bewaffneter Konflikte als „Kriegswaffe“ einzustufen. Vergewaltigungen, die von Befehlshabern angeordnet würden, seien Kriegsverbrechen und müssten als solche bestraft werden, forderte auch Schulz.

Vergewaltigte Frauen werden häufig ausgestoßen

Mukwege operiert seit Jahren Frauen, die Opfer von Vergewaltigungen wurden und deren Geschlechtsorgane oft völlig zerstört wurden. Der Gynäkologe, der im Kongo und in Frankreich ausgebildet wurde, gilt weltweit als Spezialist für das Rekonstruieren weiblicher Geschlechtsorgane. Er hat mehrere tausend Frauen operiert, die während des Bürgerkriegs vergewaltigt wurden. Zudem setzt er sich für die soziale und moralische Rehabilitation von Vergewaltigungsopfern im Kongo ein, wo die betroffenen Frauen oft von der Gesellschaft ausgestoßen werden. AFP

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