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Auszeichnung: Fischer erhält Leo-Baeck-Preis

Außenminister Fischer ist mit dem Leo-Baeck-Preis des Zentralrates der Juden in Deutschland ausgezeichnet worden. Er erhalte den Preis als Freund der Juden und Israels, für sein Engagement gegen den Antisemitismus sowie als Vermittler im Nahostkonflikt, sagte Zentralratspräsident Spiegel.

Berlin (10.05.2005, 14:58 Uhr) - Spiegel lobte die Entscheidung Fischers, früheren NSDAP-Mitgliedern unter den verstorbenen Diplomaten ein ehrendes Andenken zu verwehren. Der israelische Schriftsteller Amos Oz nannte Fischer in seiner Laudatio einen «pragmatischen Visionär» und «hartnäckigen Friedensstifter».

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gratulierte Fischer zu der Ehrung. «Mit Ihnen zeichnet der Zentralrat der Juden in Deutschland eine herausragende Persönlichkeit aus, die sich während ihres gesamten politischen Engagements intensiv für die Versöhnung zwischen Juden und Deutschen und für eine gute Zukunft im Nahen Osten eingesetzt hat und weiterhin einsetzt», schrieb Schröder in einem Glückwunschschreiben an Fischer.

Nach Worten Spiegels zeugen die Debatte um die Ehrung verstorbener Diplomaten sowie Reaktionen aus dem Auswärtigen Amt von einem teilweise «beängstigendem Geschichtsverständnis». «So verdienstvoll eine diplomatische Karriere nach dem Krieg verlaufen sein mag, so legitim und notwendig ist die Frage, welche Position der betreffende Beamte in den Jahren des Nationalsozialismus eingenommen hat und wie nah oder fern er dem verbrecherischem System stand.»

Schon in den «frühen Hitler-Jahren» hätten sich Berufsdiplomaten daran beteiligt, die in Deutschland lebenden Juden ihrer bürgerlichen Rechte, ihres Eigentums und ihrer Würde zu berauben. Der Zentralrat unterstütze daher die Absicht, die Geschichte des Amtes in der NS- Zeit durch eine Historiker-Kommission untersuchen zu lassen, betonte der Zentralratspräsident.

In seiner Dankesrede unterstrich Fischer die Notwendigkeit, zwischen NS-Tätern und Mitläufern sowie ihren Opfern klar zu unterscheiden. Es gebe bei Angehörigen seiner Generation den Wunsch, die angeblich bis heute tabuisierten Erfahrungen der Väter und Großväter in der NS-Zeit zu relativieren.

Die Wahrheit über diese Jahre lasse sich aber nicht in Bunkern finden, sondern in Zeugnissen von Überlebenen, in den Altenheimen Israels, bei den Emigranten in New York, Chicago, Sao Paulo und Buenos Aires, sagte Fischer. Ohne die totale Niederlage Deutschlands wären die Vernichtungslager nie gestoppt worden. «Das ist die ganze, für einen Deutschen bittere Wahrheit», betonte der Minister.

Träger des nach dem Rabbiner Leo Baeck (1873-1956) benannten Preises waren unter anderem der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl, die Verlegerin Friede Springer und der Schriftsteller Ralph Giordano. (tso)

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