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© dpa

Autounfall: Jörg Haider fuhr doppelt so schnell wie erlaubt

Der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider fuhr mit 142 Stundenkilometern mehr doppelt so schnell wie auf der Strecke erlaubt und raste gegen einen Betonpfeiler. Der österreichische Rechtspopulist starb auf der Stelle.

Der umstrittene österreichische Rechtspolitiker Jörg Haider ist in der Nacht zum Samstag bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Der 58-jährige Landeshauptmann von Kärnten prallte mit seinem Auto gegen einen Betonpfeiler und erlitt dabei schwere Verletzungen, wie der Klagenfurter Polizeidirektor Ernst Friessnegger mitteilte. Bundespräsident Heinz Fischer sprach von einer "menschlichen Tragödie". Vor dem Gebäude der Kärntner Landesregierung in Klagenfurt legten Anhänger Haiders Blumen nieder. Haiders Tod löste in Österreich bei vielen Politikern Bestürzung aus.

Auf dem Weg von einer Abendveranstaltung kam Haider laut Polizei am Samstagmorgen kurz nach 01:00 Uhr mit seinem Dienstfahrzeug, einem VW Phaeton, im Süden von Klagenfurt von der Straße ab. Der Politiker habe auf einer Bundesstraße ein Auto überholt und sei anschließend ins Schleudern geraten, sagte Friessnegger auf einer Pressekonferenz. Haider fuhr mit 142 Stundenkilometern mehr als doppelt so schnell wie erlaubt. Der Dienstwagen des 58-Jährigen, der nach Angaben der Staatsanwaltschaft technisch völlig in Ordnung gewesen sei, überschlug sich mehrfach und prallte unter anderem gegen einen Betonpfeiler.

Haider für umstrittene Äußerungen zum Nationalsozialismus bekannt

Nach Angaben der Polizei, war Haider zum Zeitpunkt des Unfalls angeschnallt. Wie die Obduktion der Leiche ergab, war der Rechtspopulist auf der Stelle tot. "Er hat keinerlei Überlebenschancen gehabt", sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Gottfried Kranz. Bei Haider seien mehrere schwere Verletzungen festgestellt worden, von denen schon eine einzige zum sofortigen Tod geführt hätte. Offen ist noch das Ergebnis der Untersuchung des Autowracks. Seine schwere Limousine wurde bei dem Unfall völlig zerstört. Unter anderem fehlten Fahrer- wie Beifahrertür, und die Windschutzscheibe war zersplittert.

Haider war eine der umstrittensten Persönlichkeiten der österreichischen Politik. 1999 war seine damalige Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) aus den Parlamentswahlen als zweitstärkste Kraft hinter der konservativen ÖVP hervorgegangen und von ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel in eine Regierungskoalition geholt worden. Haider selbst war im Kabinett nicht vertreten, da er wegen seiner zahlreichen umstrittenen Äußerungen zum Nationalsozialismus als untragbar galt. So hatte er Konzentrationslager als "Straflager" bezeichnet und von einer "ordentlichen Beschäftigungspolitik" des Dritten Reichs gesprochen.

Er hinterlässt Frau und zwei Töchter

Der verheiratete Vater von zwei Töchtern hatte sich bis zum Schluss als Europa-Kritiker profiliert. Bei den Parlamentswahlen Ende September erzielte Haiders neue Partei, das nach einem Zerwürfnis mit der FPÖ gegründete Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ), einen Stimmenanteil von elf Prozent.

In der BZÖ löste die Nachricht vom Tod des Parteichefs Entsetzen aus. "Für uns ist das wie ein Weltuntergang", sagte Haiders Sprecher Stefan Petzner laut der Nachrichtenagentur APA. Vorerst übernimmt Haiders Stellvertreter Gerhard Dörfler den Posten als Kärntner Landeschef. Auch die Kärntner Bevölkerung reagierte mit Bestürzung. Am Sitz der Landesregierung legten laut APA zahlreiche Menschen Blumen und Briefe nieder.

Bundespräsident Fischer würdigte den Kärntner Landeshauptmann als "Politiker mit großen Begabungen", der mit seinem politischen Wirken Begeisterung, aber auch entschiedene Kritik ausgelöst habe. Der designierte Bundeskanzler, SPÖ-Chef Werner Faymann, nannte Haider einen "Ausnahmepolitiker", der die Politik in Kärnten und darüber hinaus in ganz Österreich über Jahre hinweg geprägt habe. (saw/jg/dpa/AFP)

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