zum Hauptinhalt

Bad Banks: Die Top 17 der bösen Banken

Eine Liste der Finanzaufsicht nennt erstmals von der Krise betroffene Institute und deren Risiken. Die Banken wiesen die Zahlen als irreführend zurück. Auch die Bafin warnte ausdrücklich vor einer Fehlinterpretation.

Berlin - Die Zahl klingt gewaltig: Auf 816 Milliarden Euro sollen sich die Kredite und Wertpapiere deutscher Kreditinstitute summieren, die von der Finanzkrise betroffen sind. Das geht aus einer vertraulichen Aufstellung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hervor, die am Samstag bekannt wurde. Der Wirbel, den die Giftliste der Bankenaufseher ausgelöst hat, hat jedoch weniger mit der Größenordnung zu tun. „Die Zahl ist bekannt“, heißt es im Bundesfinanzministerium. Pikant ist, dass die Liste erstmals Ross und Reiter nennt und drohende Risiken jeweils für 17 Banken benennt. Die Bafin hat bereits Strafanzeige gestellt.

Der Liste, über die am Samstag „Der Spiegel“ und die „Süddeutsche Zeitung“ berichteten, nennt als Hauptbetroffene mehrere Landesbanken, dazu die Hypo Real Estate (HRE) und die Commerzbank. Die vor der Verstaatlichung stehende HRE soll Problemanlagen in Höhe von 268 Milliarden Euro haben. Bei den Landesbanken sollen es insgesamt 355 Milliarden Euro sein, davon sei allein die HSH Nordbank mit 105 Milliarden Euro betroffen, die Landesbank Baden-Württemberg mit 92 Milliarden und die WestLB mit 84 Milliarden Euro. Unter den Privatbanken ist angeblich die Commerzbank mit Risiken von 101 Milliarden Euro belastet, deutlich besser würden die Deutsche Bank (21 Milliarden Euro) sowie die Postbank und die Hypo-Vereinsbank (je fünf Milliarden Euro) dastehen.

Die Banken wiesen die Zahlen als irreführend zurück. „Wir wissen nicht, wer die Zahlen zusammengestellt hat, und können sie auch nicht nachvollziehen“, hieß es bei der Commerzbank. Auch die Bafin warnte ausdrücklich vor einer Fehlinterpretation. In der Aufstellung seien nicht nur toxische Wertpapiere enthalten, sondern auch Vermögenswerte, die nach Angaben der Banken nicht mehr zur aktuellen Geschäftsstrategie passen und daher ausgelagert werden könnten.

Die Liste ist offensichtlich Teil der Arbeiten an sogenannten „Bad Banks“, in die vom Ausfall bedrohte Vermögenspapiere ausgelagert werden sollen. Das Bundesfinanzministerium arbeitet derzeit an zwei verschiedenen Modellen: die Auslagerung von toxischen Wertpapieren in einfache Zweckgesellschaften als eine Art „Müllhalde“ und die – weitergehende – „Aida“-Lösung, bei der auch strategisch nicht relevante Geschäftsfelder in eine „Anstalt in der Anstalt“ ausgelagert werden sollen. Die Länder favorisieren das „Aida-Modell“. Am Montag trifft Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) mit Ministerpräsidenten der Länder zusammen, um über Bad-Bank-Lösungen für die Landesbanken zu beraten.

Der Bundesfinanzminister versuchte am Samstag, die Situation zu entschärfen. Die Bafin-Liste lasse keine Rückschlüsse auf die Lage der Banken zu, sagte Steinbrück der Nachrichtenagentur Reuters. Es sei aber „bedauerlich“, dass die Liste an die Öffentlichkeit gelangt sei. Das sei „nicht witzig“, kritisierte der Minister.

Auch Bundesbankchef Axel Weber warnte davor, die Liste zu überschätzen und sie „auch nur im Ansatz als relevant zu betrachten“. Die Liste spiegele nicht die Komplexität des Problems wider. Dagegen forderte Grünen-Fraktionschefin Renate Künast von der Bundesregierung „umgehend klare Aussagen“ über den Umfang der Bankenrisiken. „Endlich kommt die Wahrheit ans Licht“, sagte Künast. Heike Jahberg

Zur Startseite