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Bahnstreik: So kommen Sie am Donnerstag ans Ziel

Auch am Donnerstag streiken die Lokführer der Deutschen Bahn und der S-Bahn in Berlin. Hier finden Sie alle wichtigen Fragen und Antworten, um trotzdem an Ihr Ziel zu kommen.

Der Streik der Lokführer wird am Mittwoch und Donnerstag tausende von Fahrgästen im Nah- und Fernverkehr treffen. Wer nicht selbst aufs Auto, eine Mitfahrgelegenheit oder aufs Fahrrad ausweichen kann und sein Ziel auch nicht zu Fuß erreicht, muss sich andere Wege im Nahverkehr suchen. Die Reisezeit wird sich dadurch meist verlängern.

Was plant die S-Bahn?

Die S-Bahn hat einen Ersatzfahrplan aufgestellt, mit dem vor allem Strecken bedient werden sollen, bei denen es kaum Ausweichmöglichkeiten gibt. Die meist sehr gut besetzte Ringbahn wird – wie einige weitere Linien – allerdings eingestellt. Derzeit ist die Ringbahn eine Hauptumfahrungsstrecke für die wegen Bauarbeiten unterbrochene Nord-Süd-Verbindung zwischen Gesundbrunnen und Yorckstraße. Die Ersatzbusse dort fahren weiter. Auch auf der Stadtbahn fahren westlich vom Alexanderplatz keine S-Bahnen Richtung Zoo. Zudem fallen die Fahrten der Linien S 45, S 47, S 75, S 8 und S 85 aus. Auf den anderen Strecken versucht die S-Bahn, alle 20 Minuten zu fahren. Aber auch dort könnten Fahrten ausfallen.

Wie läuft der Regionalverkehr?

Hier wird es wohl viele Ausfälle geben. Zum Teil lässt die Bahn auch auf Regionalexpress-Linien Busse fahren – etwa zwischen Potsdam und Magdeburg. Vom Streik nicht betroffen sind die anderen Bahnunternehmen in der Region: die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg), die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) sowie die Eisenbahngesellschaft Potsdam in der Prignitz. Sollten Streikende ein Gleis blockieren, geht aber auch bei den Bahnkonkurrenten nicht mehr viel.

Wie reagiert die BVG?

Ersetzen kann die BVG die S-Bahn nicht. Das Landesunternehmen fährt schon im Normalbetrieb am Limit. „Bei Bedarf“ will die BVG bei der Straßenbahn längere Fahrzeuge oder mehr Wagen einsetzen. Bei der U-Bahn und im Busverkehr soll „operativ“ entschieden werden, wo es „punktuelle Verstärkungen“ geben könne. Zu beachten ist, dass der Verkehr auf der U 2 zwischen Gleisdreieck und Wittenbergplatz wegen Bauarbeiten unterbrochen ist. Zwischen Potsdamer Platz und Gleisdreieck fahren die Züge nur alle zehn Minuten.

Wie beeinträchtigt ist der Fernverkehr?

Wie bei den letzten Streiks will die Deutsche Bahn mit Ersatzfahrplänen versuchen, die Zugausfälle so gering wie möglich zu halten. Sie rechnet damit, dass ein Drittel der Fernzüge nach Fahrplan fahren wird. Welche Züge fahren, kann unter www.bahn.de/aktuell in einer Live-Auskunft eingesehen werden. Gebuchte Tickets, auch diejenigen mit Zugbindung, können auf späteren Verbindungen genutzt werden.

Wie werden Reisende entschädigt?

Wenn ein Zug streikbedingt ausfällt, bekommen die Kunden in den Reisezentren der Bahn ihr Geld zurück. Ihnen wird aber auch dann der Fahrpreis erstattet, wenn eine Verspätung von mehr als einer Stunde abzusehen ist und sie deswegen auf die Fahrt verzichten. Wer trotz einstündiger Verspätung den Zug nutzt, bekommt eine Entschädigung von 25 Prozent des Preises. Wer zwei Stunden später an sein Ziel kommt, erhält 50 Prozent zurück. Das ganze Erstattungsverfahren darf nicht länger als drei Monate dauern.

Welche Alternativen gibt es zur Bahn?

Die Erfahrung der letzten Bahnstreiks zeigt: Vor allem Busunternehmen profitieren vom Arbeitskampf der Lokführergewerkschaft. Berlinlinienbus, Mein Fernbus Flixbus und ADAC Postbus setzen mehr Busse auf die Straße. „Wir sind auf den Streik bestens vorbereitet und freuen uns auf jeden Umsteiger, der sich in den nächsten Tagen für den Fernbus entscheidet und dann hoffentlich immer wieder kommt“, sagt André Schwämmlein, Geschäftsführer von Mein Fernbus Flixbus. Die Busunternehmer verhehlen nicht ihre Freude über den Arbeitskampf bei der Konkurrenz. Mit mehr Personal und Service möchten sie die laut Unternehmensangaben bis zu 70 Prozent gestiegenen Buchungen für die nächsten Tage managen und möglichst die neuen Kunden längerfristig an sich binden. Die Preise hielten sich am Dienstag noch im vernünftigen Rahmen: Eine Fahrt von Berlin nach München war ab 22 Euro zu bekommen – falls man ganz früh aufsteht und ohne S-Bahn rechtzeitig zum Zentralen Omnibusbahnhof an der Messe gelangt.

Auch Flüge waren zumindest am Dienstag noch zu günstigen Preisen verfügbar. Zum Beispiel hin- und zurück von Berlin nach Stuttgart für 200 Euro. Bei den letzten Streiks im Oktober und November waren die Preise für Flüge in die Höhe geschossen. So hatten Verbindungen nach Frankfurt, München oder Stuttgart ab Berlin bis zu 350 Euro gekostet. Auch die Airlines hoffen offenbar, dass einige Bahnkunden bei ihnen bleiben, wenn sie die Preise nicht zu sehr anheben.

Als Alternative verbleibt noch der eigene PKW. Doch auf den Autobahnen, vor allem in den Ballungszentren, ist gerade wegen des Streiks die Staugefahr sehr hoch.Der ADAC erwartet eine starke Zunahme des Verkehrs. Weil es in der Innenstadt zu wenig Parkplätze gebe, rät der ADAC Pendlern aus dem Umland, das Auto am Stadtrand abzustellen und mit der BVG weiterzufahren.

Hat der Streik im Güterverkehr Auswirkungen für die Verbraucher?

Laut Bundesregierung beträgt der Anteil des Güterverkehrs auf den Schienen rund 17 Prozent in Deutschland. Verbraucher werden daher trotz Streik an frische Waren, vor allem Lebensmittel kommen, da sie vor allem per Lkw transportiert werden. Möglicherweise lässt aber der bestellte Neuwagen ein paar Tage auf sich warten. Der Streik verursacht den Unternehmen, die von der Logistik der Bahn setzen abhängig sind, einen Schaden von insgesamt bis zu 100 Millionen Euro pro Streiktag, schätzt der Bundesverband der Deutschen Industrie. Da der Streik im Güterverkehr länger als drei Tage dauert, kann es in einigen Branchen, zum Beispiel in der Chemieindustrie, zu Engpässen in der Produktion kommen.

Wo erhalten Reisende und Pendler Auskünfte?

Den Notfahrplan der Bahn finden Kunden unter www.bahn.de. Dort stehen der Ersatzfahrplan für den Fernverkehr und die Zuglisten für Mittwoch und Donnerstag. Unter www.bahn.de/aktuell können Kunden herausfinden, in welchem Bundesland es regionalen Ersatzverkehr gibt. Wer nicht auf das Internet zurückgreifen will, kann die Hotline der Bahn telefonisch unter 01806/99 66 33 erreichen. Das Formular für eine Entschädigung bei Verspätung oder Ausfall ist in den Servicezentren der Bahn oder im Internet erhältlich unter www.fahrgastrechte.info.

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