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Politik: Balalajka

Balalaika

Alle Jahre wieder, zur weißen Weihnachtszeit, wenn wir Deutschen hinter eisbehauchten Fensterscheiben den Russen in uns erwecken, beginnt die Invasion der Balalaikas. Allüberall auf den Plakatwänden aufersteht das musikalische Kosakentum. Seine Funktion ist psychologisch: Es versöhnt das kollektive Gedächtnis der Deutschen mit dem Klischee vom wilden Barbaren und gnadenlosen Politkommissaren, das die Kriegs- und Flüchtlingsgeneration den heutigen Generationen vererbte.

Die Balalaika hat das alles nicht verdient. Um die Erfindung dieses seltsamen Instrumentes mit den drei Ecken und den drei Saiten ranken sich allerlei Legenden. Als einmal der Zar alle Musik außer der Sakralmusik verbot, so sagt eine davon, wurden alle Instrumente verbrannt. Darüber ging das Wissen der Instrumentenbauer verloren. Nach dem Ende des Verdikts waren es dann die Fischer, die wieder mit dem Instrumentenbau begannen. Weil sie aber nur Erfahrung mit dem Bootsbau hatten, bauten sie das mit Angelsehne bespannte Instrument dreieckig – wie den Bug eines Fischerkahns. Obwohl die Balalaika nur drei Saiten hat, von denen zwei sogar gleich gestimmt sind, entlocken geübte Musiker ihr ein geradezu artistisches Spiel. Der Dichter Tolstoj beschrieb diesen Klang einmal so: „Ich habe in der Tat eine zärtliche Frauenstimme gehört. Wenn man den Klang der Balalaika aus der Ferne vernimmt, entsteht eine absolute Illusion von Gesang.“

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