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Politik: Bali-Attentäter bekennt sich – und wird nicht verurteilt

Jakarta Bali-Bomber Idris hockt hinter Gittern auf weißen Kacheln. „Ich möchte mich bei allen Opfern entschuldigen“, flüstert der Terrorist, der im Zellentrakt des Gerichts von Südjakarta wartet.

Jakarta Bali-Bomber Idris hockt hinter Gittern auf weißen Kacheln. „Ich möchte mich bei allen Opfern entschuldigen“, flüstert der Terrorist, der im Zellentrakt des Gerichts von Südjakarta wartet. Auf der Urlaubsinsel Bali, wo vor zwei Jahren 202 Menschen bei einem Anschlag getötet wurden, sind die Terrorverfahren längst beendet, 33 Männer wurden schuldig gesprochen. Idris, der letzte Bali-Angeklagte, steht in Jakarta vor Gericht, weil er auch etwas mit dem Anschlag auf das Marriott-Hotel in Jakartas Innenstadt im August 2003 zu tun hatte. Bei dem Anschlag, der zwölf Menschen tötete, habe Idris mitgeplant und Sprengstoff weitergeleitet.

Die Liste der Bali-Vorwürfe ist länger: Idris habe das Bali-Attentat vorbereitet und ausgeführt, er habe Ziele ausgespäht, die Plastikbehälter für die größte Bombe gekauft und per Handy vor dem US-Konsulat in Bali einen der drei Sprengsätze ausgelöst, die zeitgleich explodierten. „Ich bin schuldig“, sagt Idris knapp und breitet in seiner Zelle einen Gebetsteppich aus. Im Gerichtssaal schaut der Angeklagte erst bei der Urteilsverkündung auf. „Wir haben die Bali-Anklage wegen des Urteils des Verfassungsgerichts ignoriert“, sagt die Richterin, „aber wegen des Marriott-Anschlags, wegen Transport des später verwandten Sprengstoffes, verurteilen wir den Angeklagten zu zehn Jahren Gefängnis.“

Das Verfassungsgericht entschied vor einem Monat, dass die nach den Bali-Anschlägen erlassenen Anti-Terror-Gesetze nicht rückwirkend gelten. Idris gehört zum harten Kern der Bali-Terroristen. Seine Mittäter bekamen die Todesstrafe oder müssen lebenslänglich hinter Gitter, Idris dagegen wird für Bali nun nicht mehr zur Rechenschaft gezogen. mkb

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