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Bali: Klima unter Palmen

Es könnte paradiesisch sein. Wären da nicht die vielen Arbeitspapiere, knallharten Verhandlungen und das große Problem Klimawandel. In Bali befinden sich gerade 10.000 Teilnehmer, 1500 Journalisten, 40 Arbeitsgruppen – eine Urlaubsinsel im Ausnahmezustand.

Nusa Dua, das Konferenzgelände im Süden der indonesischen Urlaubsinsel Bali, ist normalerweise ein ziemlich perfekter Ort zum Entspannen. An weißem Sandstrand stehen Palmen und Luxushotels, dahinter liegt ein netter Golfplatz. Nun hat die Klima-Familie einen zwei Kilometer langen Küstenstreifen und praktisch alle Bauten, die da stehen, in Beschlag genommen. Weil selbst 28 Sitzungssäle in drei Resorts und ihre Kongresszentren nicht reichen, mussten viele Zelte aufgebaut werden. Knapp 1500 Journalisten sind schon da, 500 weitere werden noch erwartet. 186 Staaten haben Delegationen geschickt, 349 Nichtregierungsorganisationen nehmen teil.

Vor dem Akkreditierungszelt mussten Neuankömmlinge am Montag eine gute Stunde lang auf der Straße warten. Damit niemand beim Schlangestehen in Tropenhitze umkippt, wurden Sonnenschirme verteilt. "Mittlerweile sind mehr als 10.700 Teilnehmer da. Damit ist Bali größer als Kyoto und die größte Klimakonferenz aller Zeiten“, meint John Hay, der Sprecher des UN-Klimasekretariats. Tausende hocken in Besprechungen, schieben sich durch verstopfte Gänge, sitzen auf Treppen, stehen paffend in Raucherecken. Man fragt sich: Kann in dem ganzen Gewusel Produktives entstehen? "Wir haben das ja schon oft organisiert“, sagt Axel Wüstenhagen vom UN-Klimasekretariat, der zum zehnten Mal eine solche Konferenz mitmacht. "Der Modus ist identisch, wir verhandeln in Gruppen.“

In der ersten Woche wurden sämtliche Themen der Konferenz in fast 40 Untergruppen diskutiert: verbindliche Klimaziele nur für Industrieländer? Oder in Stufen auch für Schwellenländer? Oder gleich für alle Staaten? Zudem gab es viele Gespräche über Waldschutz und neue Finanzmittel für die Anpassung an den Klimawandel. Es gab Streit um Geld für den Transfer von sauberen Energietechniken und Visionen eines weltweiten Kohlenstoffmarkts. "Dabei waren alle nett zueinander und sehr konstruktiv“, berichtet Jennifer Morgan von der Umweltgruppe E3G. „"In dieser Woche beginnt die Zeit der harten Auseinandersetzungen“, sagt sie. Es gibt drei Verhandlungsstränge, mit denen sich drei Gruppen beschäftigen, mittlerweile haben alle Diskussionspapiere vorgelegt.

In der sogenannten Ad-hoc-Arbeitsgruppe verhandeln die Kyoto-Staaten über neue Minderungsziele für Industriestaaten. Dort wird hauptsächlich um einen Absatz erbittert gestritten: Sollen die Industriestaaten vorangehen und Reduktionsziele in einer Bandbreite von 25 bis 40 Prozent bis 2020 anbieten, wie das die EU, Island, Norwegen und neuerdings auch Neuseeland wollen? Oder sollen die Verpflichtungen draußen bleiben, wie das Japan und Kanada verlangen, die beide allergrößte Probleme haben, auch nur ihre Kyoto-Verpflichtungen einzuhalten? Erst waren die Zahlen im Entwurf, wenige Stunden später waren sie wieder draußen. Aber auch das könnte sich wieder ändern. Am "Dialog der Klimarahmenkonvention“, so nennt sich die zweite Gruppe, nehmen auch die USA teil. Dort lag am Montag ein Papier vor, das auch Reduktionsverpflichtungen enthielt und gleichzeitig eine behutsame Einbeziehung der Schwellenländer vorsah. Die USA lehnten ab. Delegationsleiter Harlan Watson zweifelte die Datengrundlage des Weltklimarats (IPCC) für Emissionsziele an, und zwar just an dem Tag, an dem der IPCC den Friedensnobelpreis verliehen bekam.

Die dritte Verhandlungsgruppe hat den Namen "Artikel 9“. Dieser Artikel des Kyoto-Protokolls schreibt eine Überprüfung des Vertrags vor. Was hat funktioniert und was nicht? Erfahrungen sollen das neue Abkommen speisen. Am Mittwoch übernehmen die Umweltminister. Sie beschäftigen sich mit allen Fragen, die in den großen Arbeitsgruppen und in anderen Verhandlungsrunden offen geblieben sind. Bis Freitag sollen sie sich auf eine Abschlusserklärung einigen.

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