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Politik: Balkan-Krise: Hombach: "Politische Lösung möglich"

Herr Hombach, Sie haben gerade in Skopje mit Mazedoniern und Albanern über eine politische Lösung verhandelt. Was kam raus?

Herr Hombach, Sie haben gerade in Skopje mit Mazedoniern und Albanern über eine politische Lösung verhandelt. Was kam raus?

Ich will den Tag nicht vor dem Abend loben, aber ich habe den Eindruck, dass eine politische Lösung nicht nur bald möglich, sondern von allen beteiligten Parteien gewünscht ist.

An wem könnte es noch scheitern?

An kollektiver Unvernuft. Wir haben stundenlang an einem Tisch mit allen Vorsitzenden aller Parteien in Mazedonien verhandelt. Viele haben mir gesagt, dass es seit Monaten das erste Mal ist, dass sie intensiv mit einander gesprochen haben. Anschließend haben sie einhellig gesagt, dass sie jetzt alle Positionen begriffen hätten und sich endlich verstehen. Die albanischen Regierungsvertreter haben deutlich gemacht, dass es im Interesse aller ist, dass sie es sind, die die Autorität behalten und nicht die Rebellen. Es darf nicht der Eindruck entstehen - den die internationale Gemeinschaft leider zu oft hat entstehen lassen -, dass ethnische Minderheiten erst Steine werfen oder zur Kalaschnikow greifen müssen, bevor sie gehört werden.

Geht es heute schon um konkrete Pläne?

Die gleiche Runde muss jetzt einen gemeinsamen Plan für den Tag nach der Gewalt vorlegen, den Plan "Nationale Einheit, wirtschaftlicher Wiederaufbau und Gerechtigkeit", also ethnische Integration. Das muss schnell und unbürokratisch umgesetzt werden. Jede Verzögerung kann hier auf dem Balkan eine Regierung stürzen. Der Westen muss den Menschen hier Erfolgserlebnisse verschaffen - schnelle Infrastruktur- und Baumaßnahmen. Die Menschen hier glauben nur, was sie sehen. Und für uns ist das unendlich billiger als Militär.

Laufen denn die diplomatischen Aktivitäten dafür in die richtige Richtung?

Wir arbeiten diesmal wirklich eng verzahnt, in regem Austausch und großem Vertrauen.

Wurde die militärische Dimension dieses Konfliktes nicht eigentlich überschätzt?

Ja. Ganz sicher ja. Das wird hier so wahrgenommen. Bis heute Mittag, und ich bete dafür, dass es dabei bleibt, hat es bei diesen so martialisch aussehenden Kämpfen weder schwer Verletzte noch Tote gegeben. Der gesamte Beschuss hat etwas Demonstratives. Die eigentliche Gefahr, das ist richtig, ist die zivile Dimension: Wir müssen verhindern, dass die Brandfackel in die Gesellschaft geworfen wird, dass die Nachbarn aufeinander los gehen. Das ist genau das Risiko.

Herr Hombach[Sie haben gerade in Skopje mit Mazed]

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