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Politik: Balkan-Krise: Mazedonien droht mit Großoffensive

Trotz zahlreicher Friedensappelle aus dem In- und Ausland kommt Mazedonien nicht zur Ruhe. Aus den Hügeln um die Stadt Tetovo waren auch am Samstag Schüsse und Explosionen zu hören.

Trotz zahlreicher Friedensappelle aus dem In- und Ausland kommt Mazedonien nicht zur Ruhe. Aus den Hügeln um die Stadt Tetovo waren auch am Samstag Schüsse und Explosionen zu hören. Ministerpräsident Ljubco Georgievski drohte den albanischen Rebellen mit einem noch härteren Vorgehen der Regierungstruppen. Die von Staatschef Boris Trajkovski angekündigte Operation, die Freischärler "zu neutralisieren und eliminieren", sei noch nicht richtig angelaufen, deutete Georgievski am Freitagabend an.

Die politische Entscheidung sei gefallen. "Jetzt liegt es an den Streitkräften zu entscheiden, wann die Bedingungen für eine erfolgreiche Operation günstig sind", erklärte der Ministerpräsident. Die Armee rüste noch auf. Bewohner der Orte an der Grenze zum Kosovo rief die Regierung auf, ihre Häuser zu verlassen. Sie seien sonst gefährdet, Geiseln der Rebellen zu werden, hieß es.

Unterdessen sind die albanischen Rebellen in Mazedonien näher an die Hauptstadt Skopje herangerückt. Wie die mazedonische Regierung mitteilte, versuchten Kämpfer der selbsternannten Nationalen Befreiungsarmee UCK das strategisch wichtige Dorf Gracani einzunehmen. Das Dorf liegt sieben Kilometer vor den Toren Skopjes und drei Kilometer von der Grenze zum Kosovo entfernt. Die Rebellen hätten in dem Dorf Posten mit Maschinengewehren eingerichtet und verlassene Häuser besetzt, teilte die Regierung in Skopje mit.

Die EU-Staats- und Regierungschefs forderten die Regierung in Skopje auf, eine militärische Eskalation zu vermeiden. In einer Erklärung, die sie zum Abschluss ihres Gipfels in Stockholm am Samstag verabschieden wollten, bekräftigten sie ihre Solidarität mit Mazedonien und gaben Präsident Trajkovski eine deutliche Note der Unterstützung im Kampf gegen die Rebellen mit auf den Weg. Gleichzeitig mahnten sie Trajkovski, politische Reformen zur Aufwertung der albanischen Minderheit in Mazedonien in die Wege zu leiten.

Im Entwurf der Erklärung hieß es: "Wir unterstützen die Souveränität und territoriale Integrität der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und die Unverletzlichkeit der Grenzen." Um eine Eskalation zu vermeiden sei es unabdingbar, dass die Grenze zwischen Mazedonien und der serbischen Provinz Kosovo besser überwacht werde. Auch die politischen Führer der albanischen Minderheit in Mazedonien werden aufgefordert, sich weiterhin zum demokratischen Prozess zu bekennen und auf Dialog zu setzen.

Die USA verurteilten scharf die von den albanischen Extremisten ausgehende Gewalt. Sie ziele darauf ab, die demokratische Regierung des Landes zu schwächen, hieß es in einer Erklärung, die das Weiße Haus am Freitag im Namen von US-Präsident George W. Bush herausgab. Die Freischärler seien der Sache der albanischen Minderheit in Mazedonien nicht dienlich.

Zuvor hatte US-Außenminister Colin Powell die mazedonische Regierung aufgefordert, den Konflikt mit der albanischen Minderheit mit integrativen Maßnahmen zu lösen. So könne sichergestellt werden, dass sich die von den Extremisten ausgehende Gewalt nicht weiter ausbreite, sagte Powell. Er schlug Verfassungsänderungen vor und dass den Albanern auch außerhalb ihrer Privatsphäre das Sprechen ihrer Sprache ermöglicht werde. Der russische Verteidigungsminister Igor Sergejew warf unterdessen den USA und der Nato vor, das Entstehen einer neuen albanischen Untergrundarmee stillschweigend geduldet zu haben. Die Nato habe mit einer "vorurteilbehafteten Einstellung gegenüber der nicht albanischen Bevölkerung" sogar bei der Bewaffnung und Ausbildung extremistischer albanischer Gruppen geholfen, sagte Sergejew der russischen Nachrichtenagentur Interfax.

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