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Politik: Bange machen gilt nicht

Nach dem Tod eines Leibwächters lässt Deutschland seine Botschaft im Jemen geöffnet.

Berlin - Deutschland will die Botschaft im Jemen auch nach der Ermordung eines Sicherheitsbeamten geöffnet lassen. Der Krisenstab im Auswärtigen Amt entschied sich am Montag in Berlin gegen eine Schließung. Zugleich kehrte Botschafterin Carola Müller-Holtkemper an die Vertretung in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa zurück, wie eine Ministeriumssprecherin mitteilte. Die Diplomatin war nicht im Land, als ihr Leibwächter am Sonntag erschossen wurde.

Der 39-Jährige – ein Angehöriger der Bundespolizei – war am Sonntag von drei unbekannten Männern getötet worden. Das bestätigte das Auswärtige Amt in der Nacht zu Montag. Der Verdacht richtet sich gegen einen Ableger der Terrororganisation Al Qaida. Die Hintergründe der Tat liegen jedoch im Dunkeln. Den drei Männern gelang die Flucht. In die Ermittlungen schalteten sich auch die deutschen Behörden ein. „Ein Team von deutschen Experten wird die Aufklärung in Sanaa vor Ort unterstützen“, sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP).

Die Bundesregierung widersprach Berichten, wonach eigentliches Ziel des Angriffs die Botschafterin war. „Die Botschafterin war außer Landes. Deswegen ist ein Entführungsversuch gegen sie ausgeschlossen“, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Andreas Peschke. Die 57-Jährige ist erst seit wenigen Tagen auf Posten in Sanaa. Zuvor war sie Botschafterin in Albanien.

Der Bundespolizist war am Sonntag in der Nähe eines Supermarkts überfallen worden. Offen blieb zunächst, ob er privat oder dienstlich unterwegs war. Der Fernsehsender Al Yemen al Youm berichtete, dass drei bewaffnete Männer mit einem Auto vorgefahren seien und das Feuer eröffnet hätten. Der Leibwächter war seit einiger Zeit in Sanaa im Einsatz. Die Bundespolizei ist mit insgesamt 250 Beamten auch für den Schutz von deutschen Auslandsvertretungen zuständig. Für Krisenländer gibt es eine eigene Einheit von etwa 80 Beamten, die sich um den Personenschutz von Botschaftern kümmert.

Ministeriumssprecher Peschke sagte: „Wir sind bemüht, den Sachverhalt und die Hintergründe der Tat restlos aufzuklären.“ Auch die Sicherheitsvorkehrungen für die Botschaft würden nochmals überprüft. Die Botschaft war im Sommer aus Sicherheitsgründen bereits zwei Wochen lang geschlossen geblieben. Für den gesamten Jemen gilt derzeit eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts. Mehrfach wurden dort auch schon Bundesbürger entführt.

Kurz nachdem der Leibwächter erschossen worden war, entführten Unbekannte im Norden von Sanaa einen Mitarbeiter des UN-Kinderhilfswerks aus Sierra Leone. Nach Informationen der jemenitischen Nachrichtenwebsite „Barakish.net“ soll es sich um die gleichen Männer handeln, die zuvor den Deutschen getötet hatten. Dies wurde von offizieller Seite zunächst nicht bestätigt.dpa

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