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Politik: Bangladesch droht neue Militärdiktatur

Neu-Delhi - Zunächst wollte Sheikh Hasina angesichts der Anschuldigungen sofort nach Bangladesch zurückreisen. Doch nun scheint sich die Parteiführerin der großen Awami-Liga eines anderen besonnen zu haben.

Neu-Delhi - Zunächst wollte Sheikh Hasina angesichts der Anschuldigungen sofort nach Bangladesch zurückreisen. Doch nun scheint sich die Parteiführerin der großen Awami-Liga eines anderen besonnen zu haben. Angeblich will sie auf unbestimmte Zeit in den USA bei ihrer Tochter bleiben. Sheikh Hasina muss fürchten, in ihrer Heimat verhaftet zu werden. Man beschuldigt sie und andere des Mordes an vier Anhängern einer islamischen Partei, die bei Unruhen im Oktober 2006 ums Leben kamen. Und Hasinas Erzrivalin Khaleda Zia, die mit ihrer Bangladesch National-Partei (BNP) bis Oktober 2006 die Regierung führte, wurde am selben Tag, an dem die Beschuldigungen gegen Hasina Sheikh bekannt wurden, faktisch unter Hausarrest gestellt.

Nun bezweifelt niemand, dass die beiden mächtigsten Frauen des Landes reichlich Dreck am Stecken haben. Doch hinter dem Vorgehen gegen sie werden andere Gründe vermutet. Die Mordanklage ziele darauf, Sheikh Hasina aus der Heimat fernzuhalten, kritisierte das Asiatische Zentrum für Menschenrechte. Auch in Bangladesch wird spekuliert, dass das Militär die Chefinnen der beiden größten Parteien ins Exil zwingen will – und über kurz oder lang einen Putsch planen könnte.

Fakhruddin Ahmed, Chef der vom Militär gestützten Übergangsregierung, kündigte zudem an, dass die ursprünglich für den 22. Januar 2007 geplanten Parlamentswahlen wohl erst Ende 2008 stattfinden. Damit kam er zwar formal dem Drängen der USA nach, endlich einen Zeitrahmen zu skizzieren. Doch dem Militär bleibt reichlich Zeit, nach der Macht zu greifen. Armeechef Moin Ahmed macht öffentlich keinen Hehl daraus, dass er nichts von einer Rückkehr zur „Wahldemokratie“ hält. Diese habe in Bangladesch versagt und zu Korruption, Menschenrechtsverletzungen und Kriminalisierung des Landes geführt, ließ er freimütig wissen. Der südasiatische Staat mit seinen rund 140 Millionen Einwohnern stand wiederholt unter Militärherrschaft.

Khaleda Zia und Sheikh Hasina haben über weite Teile in den vergangenen 20 Jahren im Wechsel die Regierung geführt. Ihre erbitterte Feindschaft hat aber das Land gelähmt und immer wieder in blutige Krisen gestürzt. Auch vor den zunächst im Januar geplanten Wahlen war es zu massiven Krawallen und Konflikten zwischen ihren Parteien gekommen. Die Wahlen wurden daraufhin auf unbestimmte Zeit verschoben und der frühere Zentralbank-Chef Fakhruddin Ahmed zum Chef derÜbergangsregierung bestellt worden. Seitdem herrscht Ausnahmezustand.

Christine Möllhoff

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