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Die Bauern auf dem Weg zu ihrer Protestaktion.

© Soeren Stache/dpa

Bauernproteste: Ökologische Landwirtschaft muss belohnt werden

Die Bauern müssen mehr Verständnis für ihre Arbeit bekommen - aber sie müssen auf das wachsende Umweltbewusstsein der Gesellschaft eingehen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Heike Jahberg

Wenn Tausende Trecker durch eine Großstadt rollen, macht das was her. Insofern ist allein schon die Kulisse, die die protestierenden Bauern in Berlin geschaffen haben, etwas Besonderes. Wenn PS-starke Landmaschinen auf Straßen fahren, auf denen sonst eher Kleinwagen und Fahrräder unterwegs sind, ist das schon ganz großes Theater. Für die Hauptstädter wie auch für die Bauern selbst.
Aufmerksamkeit ist den Bauern auf jeden Fall sicher. Das ist immer so.

Dennoch unterscheiden sich die neuen Proteste von den Aktionen der vergangenen Jahre, als Bauern demonstrativ ihre Milch in den Gully kippten oder mit Protestschildern gegen schärfere Düngeregeln durch die Gegend fuhren. Die neuen Proteste – in Bonn, in Hamburg und jetzt in Berlin - gehen nicht von den Bauernverbänden aus, sondern von den Bauern selbst.

Immer mehr vor allem junge Landwirte schließen sich zusammen

Immer mehr vor allem junge Landwirte schließen sich zusammen, verbinden sich über soziale Netzwerke und gehen jetzt auf die Straße. Das ist gut so. Denn vielleicht bietet dieser Ansatz die Chance auf einen neuen gesellschaftlichen Dialog. Die Landwirte wollen gehört und ernst genommen werden. Mehr Realität ist überfällig. Bisher bewegen sich die Bilder aus der Landwirtschaft meist zwischen der romantisierenden Werbeidylle eines Kleinhofs mit putzigen Ställen und fröhlichen Kälbchen und Schockbildern von gequälten Nutztieren und stinkenden Güllelachen, die das Trinkwasser belasten.

Wie es ihrem Land und den Tieren geht, ist den meisten Landwirten nicht egal

Dabei liegt die Wahrheit, wie so oft, in der Mitte. Wie es ihrem Land und ihren Tieren geht, ist den meisten Landwirten nicht egal. Das kann es auch nicht sein, allein schon deshalb, weil ihre Existenz daran hängt. Aber Bauern sind auch Unternehmer. Die Arbeit muss sich lohnen. Um Ernten zu sichern, werden Pflanzenschutzmittel gesprüht, um mit der Tiermast Geld zu verdienen, werden die Ställe größer und größer. Die Bauern möchten, dass die Nicht-Bauern das verstehen.

Sie suchen den Dialog mit den Verbrauchern und wollen die Sympathie der Kunden – auch beim Einkauf im Supermarkt. Doch Verständnis ist keine Einbahnstraße. Immer mehr Menschen ist der Schutz der Umwelt wichtig. Die Landwirtschaft spielt dabei eine zentrale Rolle. Darauf müssen die Bauern reagieren – mit einem Bewusstsein für das Problem und alltagstauglichen Lösungen, etwa dem zurückhaltenden Einsatz von Pestiziden oder mit Grünstreifen an den Feldrändern.

Landwirte sind Unternehmer aber auch Landschaftsgärnter

Landwirte sind Unternehmer, aber sie sind auch Landschaftsgärtner. Land lässt sich nun mal nicht beliebig vermehren. Wer das verstanden hat, wer behutsam wirtschaftet, wer insektenfreundliche Zwischenfrüchte anbaut, sollte dafür belohnt werden. 6,45 Milliarden Euro bekommen die deutschen Landwirte von der EU im Jahr. Bisher gilt: Je größere Flächen man hat, umso mehr Geld gibt es. Dieses System ist nicht mehr zeitgemäß. Ökologisches Wirtschaften muss stärker belohnt werden. Dann kann auch der Dialog zwischen dem Land und der Landwirtschaft gelingen.

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