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Politik: Bayer und Schering sind handelseinig

Leverkusener bieten 16,3 Milliarden Euro / 6000 Jobs in Gefahr / Aber: Standort Berlin soll gestärkt werden

Berlin - Bayer will nach der geplanten Übernahme von Schering das Pharmageschäft in Berlin bündeln und so den weltweit zwölftgrößten Hersteller der Branche schmieden. Der Vorstandschef des Berliner Traditionsunternehmens, Hubertus Erlen, sprach sich am Freitag für die Übernahme aus. Es sei „wohl unmöglich“, eigenständig zu bleiben. In dem gemeinsamen Konzern soll weltweit jeder zehnte der insgesamt mehr als 60 000 Pharma-Arbeitsplätze wegfallen, wobei der Schering-Sitz mit derzeit knapp 6000 Beschäftigten aber aufgewertet würde.

Bayer will für die größte Übernahme seiner Geschichte mit Krediten und dem Verkauf von zwei Tochterfirmen 16,3 Milliarden Euro aufbringen. Der Betrag liegt um zwölf Prozent über der – daraufhin zurückgezogenen – Offerte des Darmstädter Merck-Konzerns. Der Aktienkurs von Schering legte zeitweise auf mehr als 89 Euro zu und übertraf damit das Bayer- Angebot von 86 Euro. Bayer ist noch nicht am Ziel, da ein Übernahmeversuch von anderer Seite denkbar bleibt. Die Investmentbank Lehman Brothers sieht Potenzial bis 95 Euro, was einem Kaufpreis von 18 Milliarden Euro entspräche.

Offen blieb, welche Standorte schrumpfen sollen. Bayer-Chef Werner Wenning sagte, die Zahl von 6000 zu streichenden Arbeitsplätzen ergebe sich aus dem Einsparpotenzial von 700 Millionen Euro jährlich. Dies sei ein Erfahrungswert. Merck hatte die Synergien auf 500 Millionen Euro beziffert und bis zu 4500 Arbeitsplätze zur Disposition gestellt. Schering- Chef Erlen sagte, die Übernahme biete „neue Chancen für Schering und für Berlin“. Teile der Bayer-Pharmasparte sollen aus Leverkusen, Wuppertal und weiteren Standorten außerhalb Deutschlands in die Hauptstadt wandern.

Der Bayer-Konzernbetriebsrat kündigte an, um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen. „Natürlich fürchten wir den Arbeitsplatzabbau“, sagte der Chef des Gremiums, Thomas de Win, dem Tagesspiegel. Auch die Politik zeigte sich besorgt. So dringt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) darauf, dass keine Arbeitsplätze im Inland wegfallen. „Die Bundesregierung erwartet, dass bei einer möglichen Übernahme von Schering keine Anpassungen zu Lasten deutscher Standorte erfolgen“, sagte Merkels Sprecher Ulrich Wilhelm dem Tagesspiegel. Ansonsten sei die Übernahme aber ein „rein privatwirtschaftlicher Vorgang“.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und die Industrie- und Handelskammer (IHK) begrüßten die Bayer- Offerte. Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) warnte aber zugleich davor, sich in Berlin Illusionen zu machen. „Auch diese Fusion kann Jobs kosten“, sagte Wolf dem Tagesspiegel.

Seiten 2, 3 und 15

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