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Bayern-Wahl: Frei – und möglichst unkonkret

Freie Wähler im Landtag, mit Gabriele Pauli?

Berlin - Die meisten Stimmen, die den Christsozialen am Sonntagabend fehlten, dürften bei ihnen gelandet sein. Die Freien Wähler, gern schon mal als „CSU light“ tituliert, mauserten sich zur drittstärksten Kraft im Freistaat. Das waren sie zwar seit März auch schon in Bayerns Kommunen, aber auf der Landesbühne feiern sie nun stolz Premiere. Bundesweit übrigens, denn bisher schaffte es noch keine Freie-Wähler-Vereinigung in ein Landesparlament.

Dass es in Bayern gelang, und noch dazu zweistellig, hat viel mit Land und Leuten zu tun. Seit jeher verzweifelt die SPD dort an dem Umstand, dass die Unzufriedenen die CSU eher mit Wahlenthaltung zu strafen pflegten, als ihre Stimme – Gott bewahre – den Sozis zu geben. Auch Edmund Stoibers Traumergebnis von 2003 war einer miserablen Wahlbeteiligung geschuldet. Nun bot der bodenständige Landwirt Hubert Aiwanger dem Protest ein Sammelbecken, in das man auch als Bürgerlich-Konservativer steigen konnte, ohne gleich die Seite wechseln zu müssen. Dass die „Freien“ dabei politisch möglichst wenig konkret blieben, dürfte auch ein Erfolgrezept gewesen sein.

Folgerichtig freute sich Aiwanger, dass die CSU „deutlich abgewatscht“ worden sei und schloss gleichzeitig eine Zusammenarbeit mit ihr nicht aus. Ein kleines Hindernis für letzteres könnte allerdings eine gewisse Personalie darstellen. Nicht nur, dass sie Gabriele Pauli, die CSU-Rebellin und Mitverantwortliche für den Sturz von Stoiber, trotz mancher verquerer Forderung wie einer Ehe auf Zeit in ihre Reihen aufgenommen hatten. Die Freien Wähler ließen die langjährige CSU-Landrätin und schillernde Provokateurin auch direkt gegen Ministerpräsident Günther Beckstein antreten – im Stimmkreis Nürnberg-Nord. Allerdings gewann sie nur 7,3 Prozent der Erststimmen und blieb damit unter dem Schnitt der Partei. Beckstein blieb Sieger, trotz deutlicher Verluste.

Ob Pauli überhaupt in den Landtag kommt, wird sich – wegen der Besonderheiten des bayerischen Wahlrechts – erst an diesem Montag zeigen. Am Wahlabend war sie nicht bei der Feierrunde mit den örtlichen Parteioberen der Freien Wähler vertreten. Sie verfolgte die ersten Hochrechnungen lieber exklusiv bei Scampispießen in einem Nürnberger Café hinter der Aufschrift: „Wahlparty von Frau Dr. Gabriele Pauli“. Eine Koordinationspanne, wie es hieß. Rainer Woratschka

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