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Horst Seehofer

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Beckstein-Nachfolge: Horst Seehofer ist klarer Favorit

Im CSU-internen Rennen um die Nachfolge des bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein ist der designierte Parteivorsitzende Horst Seehofer jetzt klarer Favorit. Hinter Seehofer scharen sich starke Bezirksverbände - bei den Christsozialen wächst die Sehnsucht nach einem starken Mann an der Spitze.

Horst Seehofer hat gute Chancen, bald nicht nur der neue CSU-Chef, sondern auch künftiger bayerischer Ministerpräsident werden zu können: In vier CSU-Bezirksverbänden gibt es inzwischen eine klare Präferenz für den Verbraucherschutzminister - darunter sind auch die beiden größten Gliederungen in Oberbayern und der Oberpfalz. Seehofer wird auch in der Niederbayern-CSU und dem Münchner Bezirksverband bevorzugt.

Neben Seehofer sind noch Wissenschaftsminister Thomas Goppel und Innenminister Joachim Herrmann im Rennen. Landtagsfraktionschef Georg Schmid zog seine Kandidatur für das Amt des Ministerpräsidenten am Freitag wegen Chancenlosigkeit zurück. Seehofer ist zwar offiziell nur Ersatzkandidat für den Fall, dass sich seine Konkurrenten nicht einigen können, doch bei vielen CSU-Vertretern gilt er mittlerweile als klarer Favorit. Offen für Seehofer sprachen sich bereits der oberbayerische Bezirkschef und Kultusminister Siegfried Schneider sowie die Oberpfälzer Bezirkschefin und Wirtschaftsministerin Emilia Müller aus.

Dahinter steht die Hoffnung, dass die CSU mit einem starken Mann an der Spitze besser fährt als mit einer bei der Landtagswahl gescheiterten Doppelspitze. Sympathien gibt es aber auch - vor allem in Franken - für Innenminister Herrmann. In Unterfranken wird Wissenschaftsminister Goppels Kandidatur favorisiert. Im Wettstreit um das Ministerpräsidentenamt in Bayern hofft Goppel unterdessen darauf, dass es bereits am Samstag eine Vorentscheidung gibt. "Wir werden weiter reden. Joachim Herrmann wird sich mit mir zusammensetzen und wir werden ausdrücklich auch mit Horst Seehofer reden", sagte Goppel am Freitag im oberbayerischen Rott am Inn. Am Samstag trifft sich demnach die Spitze der oberbayerischen CSU. "Da werden wir sehen, ob wir eine Lösung finden und ob wir es ohne eine Kampfabstimmung hinkriegen", betonte Goppel.

Rücktrittsultimatum an Beckstein aus Stoibers Bezirk

Der scheidende Ministerpräsident Günther Beckstein will als einfacher CSU-Abgeordneter im Landtag bleiben. Einen Spitzenposten strebt der 64-Jährige nicht mehr an. "Ich habe mich dafür entschieden, dass ich das Mandat annehmen werde", sagte Beckstein in München. "Ich werde aber selbstverständlich keinem Kabinett angehören." Beckstein will keinen Streit mit seinem Amtsvorgänger Edmund Stoiber anzetteln. Ein Hauptgrund für Becksteins Rückzug am Mittwoch war ein Rücktritts-Ultimatum aus dem CSU-Bezirksverband Oberbayern, dem Stoiber angehört. "Es ist aber nicht so, dass ich irgendwelche Rachegelüste gegenüber Stoiber empfinde. Schließlich haben wir über Jahre vertrauensvoll zusammengearbeitet", sagte Beckstein.

Sowohl Beckstein als auch drei aufstrebende Bezirksvorsitzende richteten einen dringenden Appell an die CSU, möglichst schnell zur Geschlossenheit zurückzufinden. Die Aufgabe der neuen Führung werde sein, "ganz schnell alles zu tun, die Partei wieder zusammenzuführen und zusammenzuhalten", sagte Beckstein. "Die CSU muss zu Geschlossenheit zurückfinden. Ich bin optimistisch, dass das klappt."

Chancen für Schwarz-Gelb steigen

Die drei Bezirksvorsitzenden von Niederbayern, Schwaben und Oberfranken mahnten in ihrer am Freitag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung: "Die CSU braucht einen mutigen Neuanfang, einen Aufbruch in die Zukunft. Ganz entscheidend ist dabei, dass wir die einzelnen Regionen Bayerns nicht gegeneinander ausspielen." Die drei CSU-Politiker Manfred Weber (Niederbayern), Markus Ferber (Schwaben) und Karl Theodor zu Guttenberg (Oberfranken) zählen zu den Nachwuchs-Hoffnungen der Partei. Anlass des Appells sind die Spannungen zwischen dem größten Bezirksverband in Oberbayern und anderen CSU-Gliederungen.

Nach ihrem Fiasko bei der Landtagswahl am Sonntag ist die CSU erstmals seit einem halben Jahrhundert wieder auf einen Koalitionspartner angewiesen. Inzwischen mehren sich die Zeichen, dass dies die FDP sein wird. Der scheidende CSU-Chef Erwin Huber bewertete die erste Runde der Sondierungsgespräche positiv. "Wir haben Übereinstimmung in einer ganzen Reihe von Punkten. Die Schnittmenge ist groß", sagte er. "Es gibt aber auch einige Punkte, die noch einer vertieften Diskussion bedürfen." Die FDP habe bestätigt, dass sie mit keiner anderen Gruppierung spreche. "Wir werden in der kommenden Woche aber auch Sondierungsgespräche mit den Freien Wählern führen", sagte Huber. FDP und Freie Wähler hatten bei der Landtagswahl am Sonntag ebenso wie die Grünen stark zugelegt. Dagegen stürzte die CSU massiv ab und verlor die absolute Mehrheit. Die scheidenden CS-Führungsleute Huber und Beckstein gaben am Donnerstag dem früheren Ministerpräsidenten und Parteichef Edmund Stoiber eine Mitschuld an der CSU-Krise, was dieser jedoch zurückwies. (jam/dpa/AFP/ddp)

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