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US-Präsident Barack Obama bei seiner Trauerrede für Schimon Peres.

© REUTERS

Update

Beerdigung von Schimon Peres: Obama: Die Verantwortung liegt in den Händen der nächsten Generation

In Jerusalem wurde am Freitag Israels Altpräsident Schimon Peres zu Grabe getragen. Staatsgäste aus aller Welt waren angereist. Vor Beginn kam es zu einer ungewöhnlichen Geste.

Bei einer emotionalen Trauerfeier haben Gäste aus aller Welt am Freitag in Jerusalem Abschied von Altpräsident Schimon Peres genommen. US-Präsident Barack Obama rief in seiner Ansprache vor rund 3000 Gästen zur Fortsetzung der Friedensbemühungen des israelischen Altpräsidenten auf. „Die Verantwortung liegt in den Händen der nächsten Generation Israels“, sagte Obama auf dem Nationalfriedhof Herzl-Berg, während im Publikum Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas saßen. Netanjahu und Abbas, die sich seit Jahren nicht auf ein Treffen einigen konnten, hatten zuvor kurz gesprochen und sich die Hand gegeben.

Die Trauerfeierlichkeiten fanden unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund 8000 Polizisten waren im Einsatz. Zentrale Straßen in Jerusalem wurden gesperrt, ebenso wie die Autobahn zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Mehr als 90 Delegationen aus 70 Ländern waren angereist. Deutschland wurde unter anderem von Bundespräsident Joachim Gauck vertreten. Neben Spitzenpolitikern aus aller Welt kamen auch der britische Prinz Charles und der spanische König Felipe VI.

Peres habe die Erfüllung seines Traums vom Frieden nicht mehr miterleben dürfen, sagte Obama. Der Friedensnobelpreisträger war am Mittwoch im Alter von 93 Jahren gestorben, zwei Wochen nach einem schweren Schlaganfall. Peres habe begriffen: „Die Juden sind nicht dazu bestimmt, über ein anderes Volk zu herrschen“, sagte Obama. Gleichzeitig kritisierte er, dass zu viele junge Araber von klein auf zum Hass auf Israel erzogen würden.

Peres galt als Architekt der Friedensverträge zwischen den Israelis und den Palästinensern. Er wurde dafür 1994 gemeinsam mit dem damaligen israelischen Regierungschef Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Der damalige US-Präsident Bill Clinton beschrieb Peres als Menschen, der Hoffnung spendete und Menschen zusammenbrachte. „Seine Kritiker haben ihn oft als naiven überoptimistischen Träumer bezeichnet. Sie lagen nur falsch mit dem naiven Teil“, sagte er in seiner Trauerrede.

Die vorerst letzten Friedensverhandlungen unter US-Vermittlung brachen allerdings im Jahr 2014 zusammen. Damals war Peres noch Israels Präsident.

"Ära der Giganten"

Netanjahu würdigte Peres als „einen der größten Anführer unseres Volkes“. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin beschrieb Peres' Tod als „riesigen persönlichen und nationalen Verlust“. Er bedeute das Ende der „Ära der Giganten“.

Nach den Ansprachen wurde Peres beigesetzt. Zum Auftakt der Zeremonie war der Sarg von Militärangehörigen auf die Friedhofsanlage getragen worden, während ein Militärrabbiner jüdische Trauergebete rezitierte. Dem Sarg folgte die Familie von Peres mit Kindern, Enkeln und Urenkeln. Die drei erwachsenen Kinder von Peres verabschiedeten sich in emotionalen Reden von ihrem Vater.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte Peres als „großen Staatsmann und Visionär“ seines Landes. Merkel trug sich am Freitag in der israelischen Botschaft in Berlin in ein Kondolenzbuch ein und schrieb: „Ich bleibe dankbar für die Begegnungen mit diesem weisen, großherzigen und humorvollen Mann und für seinen Einsatz für die deutsch-israelischen Beziehungen nach dem Zivilisationsbruch der Shoah.“ Merkel fügte hinzu: „Er hat sich sein ganzes Leben für Frieden und Versöhnung eingesetzt und so den Menschen Hoffnung gegeben. Das ist sein Vermächtnis und unser Auftrag für die Zukunft.“

Auch Israels bekanntester Schriftsteller Amos Oz rief zur Fortsetzung des Kampfes von Peres um eine friedliche Lösung in Nahost auf. Eine Friedensregelung mit den Palästinensern sei nicht nur möglich, sondern notwendig, sagte der Autor. „Aber wo sind die Nachfolger von Peres?“, fragte Oz mit Blick auf die rechtsreligiöse Regierung in Israel. (dpa)

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