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Ein Junge in einer Moschee in Köln während des islamischen Fastenmonats Ramadan.

© Oliver Berg dpa/lnw

Beginn des Ramadans: Lehrerverband beklagt Probleme durch fastende Schüler

Zu Beginn des diesjährigen Fastenmonats dringen muslimische Eltern vermehrt auf Verzicht auf Prüfungen und Exkursionen. SPD-Familienministerin Giffey und der Lehrerverband sagen: Schule geht vor.

Zu Beginn des Ramadans klagt der Deutsche Lehrerverband über Unterrichtsprobleme durch muslimische Schüler, die sich strikt an die Einhaltung des Fastenmonats halten. "Sehr viele Schüler nehmen das Fasten inzwischen sehr ernst", sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der Zeitung "Welt" vom Mittwoch. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) übte ebenfalls Kritik an zu striktem Fasten und betonte: "Gesundheit und Schule gehen vor."

An Schulen mit vielen Schülern mit Migrationshintergrund sei das Verhalten im Ramadan zu einem zentralen Thema und auch zu einem Problem geworden, sagte Meidinger. So werde teils starker Druck der muslimischen Elternschaft auf die Schulleitungen ausgeübt, in dem Fastenmonat keine Leistungsprüfungen oder schulischen Exkursionen anzusetzen.

Schwierig werde es vor allem, wenn die religiösen Belange einzelner Schüler alle einschränkten, sagte der Präsident des Lehrerverbands. "Die Rücksichtnahme wird dadurch erkauft, dass sich Prüfungen für alle Schüler in einem bestimmten Zeitraum massieren - das geht nicht." In Deutschland begann der Fastenmonat Ramadan an diesem Mittwoch.

Familienministerin Giffey warnte im "Spiegel" vor der strikten Auslegung des Fastens in der Schule. Die Gesundheit und das Wohl der Kinder müssten im Mittelpunkt stehen, forderte die SPD-Politikerin. "Kinder müssen regelmäßig trinken und essen, sonst können sie nicht mehr aufmerksam dem Unterricht folgen - und manche klappen sogar im Sportunterricht zusammen."

Religiöses Fasten dürfe die Kinder nicht in ihrer Gesundheit und auch nicht in der Schule einschränken. In der Schule müsse über den Ramadan gesprochen werden, damit die Lehrer Bescheid wüssten, sagte Giffey weiter. Es gehe vor allem auch darum, dem Gruppendruck, der häufig unter Schülerinnen und Schülern aufkomme, entgegenzuwirken. "Da darf es keine Diskriminierung geben, egal ob jemand fastet oder nicht", betonte Giffey.

Essen und Trinken bis Mitte Juni erst nach Sonnenuntergang

Für Millionen Muslime hat am Mittwoch der Fastenmonat Ramadan begonnen. Die Islamverbände laden wieder allabendlich in die Moscheegemeinden ein. Allein in der Zentralmoschee in Köln könnten täglich rund 1000 Besucher zum gemeinsamen Fastenbrechen Iftar kommen, wie die Ditib als größte Islam-Organisation in Deutschland mitteilte.
Der Ramadan dauert diesmal bis Mitte Juni. Gläubige Muslime verzichten von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Sex. Der Ramadan ist für viele der geschätzt fünf Millionen Muslime in Deutschland ein wichtiger Pfeiler ihres Glaubens. Vom Fastengebot sind Kinder, Schwangere, alte und schwer körperlich arbeitende Menschen ausgenommen.

Für Hunderte Millionen Muslime weltweit beginnt die Zeit der Enthaltsamkeit erst am Donnerstag, wie religiöse Instanzen in Saudi-Arabien, Ägypten, Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten mitteilten. Der Ramadan beginnt traditionell am Tag nach der Sichtung der Mondsichel nach dem Neumond. Dies kann von Land zu Land leicht variieren.
Weltweit sind 1,6 Milliarden Muslime zum fasten aufgerufen. Auch dieses Jahr fällt der Fastenmonat in die Zeit hoher Temperaturen. Hunderte Millionen Muslime im Nahen und Mittleren Osten verzichten tagsüber bei teilweise weit über 40 Grad sogar auf Flüssigkeit. In Kairo beträgt die Zeitspanne zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang dabei fast 14 Stunden. (AFP,dpa)

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