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 Michael Müller (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister

© Christophe Gateau/dpa

Bei Corona mehr Söder wagen?: Ein „Obrigkeits“-Müller würde in Berlin untergebuttert werden

Das Wort von der Notwendigkeit der Corona-„Führung“ à la Söder ist leicht gesagt: Die Berliner wären die ersten, die dagegen aufbegehren. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Michael Müller contra Markus Söder, der amtierende Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz gegen den vorherigen. So wirkt es, so ist es aber nicht.

Konkret: Aus Müllers Sicht ist ein weiteres Treffen der Länderchefs vor Weihnachten, an diesem Donnerstag, wegen Corona nicht unbedingt erforderlich. Warum nicht? Weil er so denkt: Nötige Verabredungen sind längst getroffen, ausreichend Spielräume gelassen. Wer hohe Zahlen hat und noch mehr tun will oder muss, kann es auch auf Grundlage der – vorerst – jüngsten Beschlüsse.

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Wenn eine Diskrepanz zu Söder besteht, dann hier: Bayerns MP will jetzt daraus bundeseinheitliche Beschlüsse machen. Was allerdings, auch wenn es bisweilen so klingt, beileibe nicht jeder Ministerpräsident so sieht. Nicht nur Müller nicht: Brandenburgs Dietmar Woidke zum Beispiel betont – vielleicht etwas alerter als Müller – einerseits seine „Offenheit“, mit den Kolleg:innen und der Bundesregierung zu reden. Nach dem Motto: Wenn die das wollen…

Man muss die Regeln auch durchsetzen können

Allerdings reicht Woidke wie Müller „der bisher beschlossene Instrumentenkasten“, um regionale Verordnungen durchzusetzen. Dieses Vorgehen kann man nach Lage der Dinge tatsächlich für sachgerecht halten. Das sagt Woidke ja auch. Denn alle MP‘s können alles machen, sie müssen es nur durchsetzen (können).

Womit wir in Berlin zurück wären. Die Berliner sind laut Umfrage mit der Coronapolitik des Senats (also Müllers) nicht zufrieden. Sie sind die Unzufriedensten in Deutschland. Aber ist das eine Überraschung? Eher nicht. Es wäre eine, wenn die Berliner nichts zu meckern hätten; die Mehrheit wäre auch mit einem harten Lockdown auf Söder-Art unzufrieden. Noch dazu, wenn er in autoritärem Ton angekündigt würde.

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Anders gesagt: Wollte Müller hier den Söder geben, hier, in dieser diversen, eigensinnigen Metropole – der Unmut würde groß, die Straßen würden sich füllen mit Gemecker. Heinrich Mann schrieb weiland „Der Untertan“; hier lebt er nicht. Das Wort von der Notwendigkeit der „Führung“ ist leicht gesagt. Aber wird geführt, womöglich auch noch straff, dann ist der Berliner der erste, der dagegen aufbegehrt. Die „Obrigkeit“ muss sich hier vorsehen, auf dass sie nicht untergebuttert wird.

Müller, auf seine alten (Regierungs-)Tage, wird da geradezu stoisch. Er bietet Söder, den er offenkundig für einen Aktionisten hält, insofern die Stirn, als er zwar ähnlich auf die Sachzwänge reagieren will, nur nach außen ruhiger. Das wirkt irgendwie schon fast brandenburgisch... Will heißen: Der Regierende Bürgermeister wird schon handeln, aber alles zu seiner Zeit. Also ein Lockdown a la Müller. Er macht’s, regional, er macht nur keine Angst.

Der Regiermeister zeigt sich, vielleicht ein bisschen zu spät, um ihm das noch gutzuschreiben, als Regierungschef aus eigenem Recht. Und Recht hat er: Nach Weihnachten kann der Lockdown kommen, da braucht niemand einen Pullover zu kaufen, wie Müller sagt. Wenn er doch nur vorher so gewesen wäre.

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