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Politik: Beim Oberbefehlswechsel in der Nato hat der deutsche Klaus Reinhardt gute Chancen

Nach einem Jahr ununterbrochenen Einsatzes auf dem Balkan wird im Herbst die Führung der KFOR-Friedenstruppen im Kosovo mit dem britischen Befehlshaber, General Mike Jackson, an der Spitze abgelöst. Der neue Stab wird vom Hauptquartier der NATO-Landstreitkräfte Zentraleuropa (Landcent) in Heidelberg gestellt.

Nach einem Jahr ununterbrochenen Einsatzes auf dem Balkan wird im Herbst die Führung der KFOR-Friedenstruppen im Kosovo mit dem britischen Befehlshaber, General Mike Jackson, an der Spitze abgelöst. Der neue Stab wird vom Hauptquartier der NATO-Landstreitkräfte Zentraleuropa (Landcent) in Heidelberg gestellt. Dessen Chef, Vier-Sterne-General Klaus Reinhardt, sollte nach dem Willen von Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping denn auch gegen Mitte Oktober den Posten Jacksons und damit den Oberbefehl über die KFOR-Truppen übernehmen. Andere Bündnispartner möchten die beiden Kommandos jedoch trennen. Eine Entscheidung wird dem Vernehmen nach "während der nächsten Tage" im NATO-Militärausschuss in Brüssel erfolgen.

Der Austausch der Kommandos soll zwischen Ende September und Anfang November vonstatten gehen. Ob tatsächlich Reinhardt mit der Führung betraut wird, hängt noch von der Zustimmung Frankreichs, Großbritanniens und Italiens ab, die neben der Bundeswehr die mit Abstand größten KFOR-Kontingente stellen. Nach Darstellung von NATO-Insidern hat der Gebirgsjäger-General "zwar die besten Chancen" - ein "Automatismus" bestehe jedoch nicht. Mit "Querschlägen" müsste gerechnet werden.

Für London steht nicht nur die Ablösung des KFOR-Stabes an. Auch die von Großbritannien auf dem Balkan gestellten Truppen befinden sich an der Grenze ihrer Belastung. In einem Aufsehen erregenden Interview hatte der britische Generalstabschef Wheeler darauf verwiesen, dass zurzeit 46 Prozent von Heer, Luftwaffe und Marine außerhalb der Insel Dienst täten und die "Ruhezeiten" zwischen den meist länger als ein Jahr dauernden Einsätzen lediglich bei einigen Monaten lägen. Das habe erhebliche negative Auswirkungen auf die Moral der Truppe. Im Kosovo wurde deshalb auch schon die ursprüngliche Stärke von 11 500 Mann auf 9000 verkürzt; sie soll bis Jahresende sogar noch auf rund 5000 Mann verringert werden. Das entspräche ungefähr dem Umfang der deutschen, italienischen und amerikanischen Kontingente.

Für Klaus Reinhardt wäre das Kosovo-Kommando die vermutlich letzte größere Herausforderung in seiner Offizierslaufbahn. Geboren am 15. Januar 1941 in Berlin, trat er 1960 in die Gebirgstruppe ein. Von 1967 bis 1972 studierte er in Freiburg Geschichte und Politische Wissenschaften und promovierte zum Dr. phil. Nach Stationen bei der Truppe und im Verteidigungsministerium lernte er als Befehlshaber des Heeresführungskommandos in Koblenz auch die Lage in Bosnien kennen. Neben seinen Leidenschaften Skifahren und Bergsteigen liebt Reinhardt klassische Musik, Jazz und Theater.

Gisbert Kuhn

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