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Beisetzung: Iraker pilgern zu Saddams Grab

Hunderte Iraker haben sich auf den Weg zur Grabstätte des hingerichteten Saddam Hussein gemacht. US-Präsident Bush hatte zuvor die Erlaubnis für den Transport der Leiche mit einem US-Hubschrauber erteilt.

Tikrit/Bagdad - Die Menschen marschierten vom nordirakischen Tikrit aus in Richtung des vier Kilometer entfernten Nachbardorfes Audscha, wo der 69-Jährige ruht. Da die Sicherheitskräfte die Straßen im sunnitisch dominierten Tikrit für den Verkehr gesperrt hatten, gingen die Anhänger Saddam Husseins zu Fuß.

Nach Angaben des Vize-Gouverneurs der Provinz Salaheddin, deren Hauptstadt Tikrit ist, gab US-Präsident George W. Bush persönlich die Erlaubnis für den Transport der Leiche Saddam Husseins mit einem US-Hubschrauber. Eine Delegation aus Tikrit habe den Leichnam in Bagdad in Empfang genommen, sagte Vize-Gouverneur Abdallah Hussein Dschabara dem örtlichen Fernsehsender Salaheddin. Ein sunnitischer Geistlicher habe den Toten gewaschen, der dann in einen Sarg gelegt worden sei. Nach einem Gebet sei die Abordnung von Bagdad zu einem US-Stützpunkt geflogen. Von dort aus habe ein Polizeifahrzeug die Leiche nach Audscha gebracht. Saddam Hussein sei am Sonntag um 4 Uhr Ortszeit in seiner Geburtsstadt beigesetzt worden.

Saddam nicht auf Friedhof beigesetzt

Mehrere hundert Mitglieder des Stammes Albu Nasser, dem Saddam Hussein angehörte, seien anwesend gewesen, sagte der Familienangehörige Mussa Faradsch. Saddam Hussein wurde nicht auf einem Friedhof, sondern in einem Gebäude seiner Familie im Zentrum Audschas beigesetzt. Normalerweise werden dort Leichname aufgebahrt und Trauerfeiern abgehalten. In Audscha sind auch die beiden Söhne des Toten, Udai und Kusai, beerdigt. Sie waren im Juli 2003 von der US-Armee in Mossul getötet worden.

Der Chef des einflussreichen Obersten Rats für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI), Abdel Asis al Hakim, erklärte, die Hinrichtung Saddam Husseins setze "Unrecht und Despotismus" ein Ende. "Die Exekution ist ein wesentliches Ereignis. Sie bedeutet die Todesstrafe für die Diktatur und die Politik der religiösen Verfolgung", sagte der Schiitenpolitiker am Sonntag in Bagdad. Die Iraker müssten nun ein neues Kapitel aufschlagen. "Der Irak von morgen wird besser sein als der unter Saddam Hussein."

"Rache für alle Märtyrer der Familie Sadr"

Ein Vertreter der Bewegung des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr in Nadschaf, Scheich Abdul Rassak al Nadawi, sagte in einer Predigt, die Hinrichtung sei die "Rache für alle Märtyrer der Familie Sadr und all jene, die unter seiner Ungerechtigkeit gelitten haben". Sowohl der Onkel als auch der Vater Sadrs waren während der Herrschaft Saddam Husseins ermordet worden. Unter dem Sunniten war die schiitische Bevölkerungsmehrheit teils grausam unterdrückt worden. (tso/AFP)

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