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Politik: „Beiträge sinken auf gar keinen Fall unter 13 Prozent“

Allianz-Chef Rumm freut sich über das Zusatzgeschäft für die Versicherer, fordert aber eine echte Gesundheitsreform

Herr Rumm, der Kanzler möchte das Krankengeld aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen streichen. Freuen Sie sich über das Zusatzgeschäft?

Ja, natürlich. Die privaten Krankenversicherer bieten seit jeher KrankentagegeldZusatzversicherungen an. Uns würde es keine Probleme bereiten, von heute auf morgen einen Tarif aus dem Boden zu stampfen, der die bisherigen Kassenleistungen versichert.

Krankengeld gestrichen. Mutterschaftsgeld steuerfinanziert – reichen diese Reformen, um die Kassenbeiträge von derzeit durchschnittlich 14,4 auf unter 13 Prozent zu drücken?

Nein, auf gar keinen Fall. Das sind nur kleine Schritte. Ich bin sicher, da kommt noch mehr. Wir brauchen eine echte, große Reform im Gesundheitswesen. Aber das weiß der Kanzler auch.

Wie soll die aussehen?

Die Menschen werden immer älter, zugleich steigen die Gesundheitskosten pro Kopf stetig an. Nehmen Sie allein die Gentechnik. Sie wird es uns ermöglichen, eines Tages maßgeschneiderte Therapien für die Kranken zu entwickeln. Aber das kostet viel Geld. Mit der Umlagefinanzierung ist das nicht zu bezahlen. Wir brauchen einen Systemwechsel hin zu einer Kapitaldeckung wie sie die privaten Kassen praktizieren. Bei uns bildet jedes Mitglied eigene Rücklagen für die Zukunft. Im Gesundheitswesen muss man einen Ausgleich zwischen Kranken und Gesunden schaffen, aber nicht zwischen Armen und Reichen. Das ist Aufgabe der Steuergesetzgebung.

Wollen sie die gesetzlichen Kassen abschaffen?

Wir müssen das System so umbauen, dass es am Ende keinen Unterschied mehr gibt zwischen privaten und gesetzlichen Kassen. Alle Kassen sollten privatwirtschaftlich organisiert sein, und die Kunden sollten sich aussuchen dürfen, bei wem sie sich versichern. Alle Unternehmen sollten einen standardisierten Grundschutz anbieten, und statt der einkommensabhängigen Beiträge sollten feste, kapitalgedeckte Kopfpauschalen erhoben werden. Wer eine bessere Absicherung als den Grundschutz möchte, sollte dann Zusatzverträge abschließen. Das ist Wettbewerb, wie wir ihn uns vorstellen.

Glauben Sie wirklich, dass die Rürup-Kommission ein solches Modell empfehlen wird?

Gesundheitsministerin Schmidt möchte, dass die Rürup-Kommission ein einstimmiges Votum abgibt. Aber dazu ist die Kommission viel zu kontrovers besetzt. Am Ende wird man sich nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen können. Dabei bräuchten wir wirklich einen großen Wurf.

Das Interview führte Heike Jahberg

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