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Politik: Bekanntes Gesicht, gemischtes Gefühl: Am EU-Sondergesandten Bodo Hombach scheiden sich die Geister

Der Chef der Büroräume in der Brüsseler Rue Wiertz ist nur selten an seinem Platz. Doch wo ist sein Platz - Berlin, Bukarest, Genf, Sofia, Straßburg, Sarajevo?

Der Chef der Büroräume in der Brüsseler Rue Wiertz ist nur selten an seinem Platz. Doch wo ist sein Platz - Berlin, Bukarest, Genf, Sofia, Straßburg, Sarajevo? Bodo Hombach, seit Sommer Sonderkoordinator des Stabilitätspakts für den Balkan, überlässt die Schreibtischarbeit und die heikle Diplomatie in der Brüsseler Kulisse seinem kleinen Stab von 28 Mitarbeitern. Die bunt zusammengewürfelte Mannschaft wurde von den Regierungen, die am Stabilitätspakt beteiligt sind, für Hombachs Mission auf Zeit ausgeliehen, Briten, Belgier, Deutsche, Amerikaner, Franzosen. Bezahlt werden sie von ihren Regierungen.

Doch bisher war von konkreten Ergebnissen der Balkan-Koordinierung Hombachs wenig zu hören. "Hombach reist, Hombach schüttelt Hände, Hombach redet laut von den Milliarden, die er für den Balkan mobilisieren wird. Geschehen ist aber noch nichts", kritisiert die CDU-Europaabgenordnete Doris Pack. Auch in den Ländern der Region selbst macht sich Frustration breit. Mihai Croitoru, Abteilungsdirektor im rumänischen Außenminsterium, sagt: "Bis jetzt hat der Stabilitätspakt noch keinen einzigen Arbeitsplatz geschaffen."

An der Umsetzung der schönen Idee und an der Person des EU-Sonderkoordinators macht sich lebhafte Kritik fest. Dabei stört es die wenigsten, dass Hombach als EU-Sonderbeauftragter aus dem EU-Haushalt ein Salär von insgesamt 37 000 Mark im Monat erhält, so viel wie ein Kommissar. Bedeutungslos auch, dass Hombachs Mitarbeiter für ihren Chef zunächst eine Spesenkasse beantragt hatten, die besser ausgestattet sein sollte als Kommissionspräsident Romano Prodis Budget für Repräsentation. Auch die von Hombach veranschlagten 120 Reisen, mehr als die Arbeitstage Hombachs im Kalenderjahr, konnte die EU-Kommission auf ein vernünftiges Maß zurückstutzen. Geblieben sind immerhin 90 zweitägige Reisen - genug für den Koordinator, um kreuz und quer durch Europa zu jetten.

"Was uns stört, ist das unstrukturierte und unkoordinierte Vorgehen des Koordinators. Er weiß nicht, was am Ende dabei rauskommen soll", meint die Balkan-Kennerin Doris Pack im Europaparlament. "Die planlose Reiserei ohne Schwerpunkt und Konzept" sei höchst dilettantisch.

Was kann Hombach machen, das nicht EU-Außenkommissar Chris Patten oder der "Hohe Repräsentant der EU-Außenpolitik" Javier Solana auch machen könnten? "Absolut nichts", antworten die Hombach-Kritiker im Straßburger Europaparlament und in der Brüsseler EU-Kommission. "Hombachs Job hätte ein erfahrener hoher EU-Beamter besser und vor allem weit billiger machen können." Tatsächlich rächt sich jetzt, dass der Bundeskanzler einen außenpolitisch völlig unerfahrenen Mann nach Brüssel geschickt hat, der nicht einmal mit den Stukturen und Entscheidungsmechanismen der EU-Institutionen vertraut war, sich in aller Eile elementares Grundwissen über den Balkan erwerben musste und sich zumindest am Anfang auf dem fremden internationalen Parkett nicht zurechtfand. Der Balkan-Koordinator verfügt nicht über Geld. Stattdessen soll er die Völker an einen Tisch bringen, über die alten Feindschaften hinweg vermitteln, die regionale Zusammenarbeit anschieben und die Hilfe bündeln.

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