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Was bleibt vom Einkommen nach Steuern und Abgaben?

© imago stock&people

Belastung mit Steuern und Abgaben: Von Samstag an wird für den eigenen Geldbeutel gearbeitet

Wie jedes Jahr hat der Bund der Steuerzahler die Steuer- und Abgabenquote berechnet: Von einem Euro bleiben im Schnitt gut 47 Cent übrig. Damit ist der 11. Juli der Tag, bis zu dem rechnerisch jeder nur für Steuern, Rente und Krankenversicherung arbeitet.

Es ist ein kleines Ritual: Jedes Jahr, irgendwann im Sommer, erzählt uns der Bund der Steuerzahler, dass wir von nun an für den eigenen Geldbeutel arbeiten – und nicht mehr für die Steuerkasse, die Krankenversicherung, die Rentenvorsorge. In diesem Jahr ist dieser „Steuerzahlergedenktag“ der kommende Samstag. Genau genommen von 6.14 Uhr an fließt das, was der Durchschnittsdeutsche sich erarbeitet, auf das eigene Konto – statistisch gesehen. Das kleine Ritual misst in jedem Jahr die Steuer- und Abgabenquote und legt sie auf die Jahrestage um. 2015 werden Staat und Sozialversicherungen den Arbeitsnehmern und Selbständigen 52,4 Prozent des Einkommens abknapsen. Von jedem verdienten Euro bleiben also nach Steuern und Abgaben 47,6 Cent übrig. Legt man das auf die Jahresstrecke um, landet man beim 11. Juli. Die Steuerbelastung inklusive Mehrwertsteuer liegt laut Steuerzahlerbund bei 31,8 Prozent; in die Renten-, Kranken-, Pflege und Arbeitslosenversicherung fließen 20,6 Prozent. Es sind Durchschnittswerte bezogen auf das gesamte Volkseinkommen. Im Einzelfall sehen die Ergebnisse recht unterschiedlich aus. Singles sind eher stärker belastet, Familien geringer.

"Kalte Progression dauerhaft beenden"

Für Reiner Holznagel, den Präsidenten des Bundes der Streuerzahler, ist das, was übrig bleibt, zu wenig. Er fordert eine Entlastung der Steuerzahler. Und  zwar über das hinaus, was die große Koalition beschlossen hat. „Die Belastung in Deutschland ist eindeutig zu hoch“, sagte er am Donnerstag in Berlin. Daher sei es gut, dass die kalte Progression abgebaut werden solle. Der Beschluss von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bedeutet, dass der Einkommensteuertarif an die Inflation angepasst wird, damit die Steuerbelastung prozentual nicht stärker wächst als das Realeinkommen. Holznagel geht aber Schäubles Plan nicht weit genug. Die Anpassung müsse regelmäßig und automatisch erfolgen, nicht nur dann, wen der Bundestag es für richtig hält. Der Tarif müsse „auf Räder gestellt“ werden, forderte Holznagel. „Es darf nie wieder vorkommen, dass Gehaltserhöhungen, die nur die Inflation ausgleichen, zu größeren Steuerlasten führen.“

 "Soli schon jetzt abbauen"

Zudem müsse die Regierung den Solidaritätszuschlag schon jetzt abbauen. Er könne bereits im kommenden Jahr „problemlos“ um einen Prozentpunkt auf 4,5 Prozent gesenkt werden, wie Holznagel sagte. Eine Umfrage im Auftrag des Steuerzahlerbundes habe ergeben, das die Bürgere in Ende des Soli bis 2019 wollten. Außerdem warnt Holznagel vor einem Anstieg der Mieten durch die Erhöhung der Grundsteuer. Deren Reform dürfe nicht dazuführen, dass Wohnen teurer werde. „Die Grundsteuer ist eine Volksteuer, weil sie alle trifft“, sagte Holznagel. Sie müsse daher „aufkommensneutral“ verändert werden und vor allem Familien verschonen.

Der Steuerzahlerbund berechnet seinen „Gedenktag“ nach der volkswirtschaftlichen Einkommensbelastungsquote, lässt aber auch die EEG-Umlage auf den Strompreis oder den Rundfunkbeitrag in die Rechnung einfließen, weil er diese als „Quasi-Steuern“ betrachtet. Die Quote ist natürlich ein rechnerischer Wert: Viele Steuerzahler haben eine geringere Steuerbelastung als die durchschnittlichen 31,8 Prozent. 2015 ist für den Steuerzahler übrigens ein bisschen besser als das Vorjahr. 2014 wurde erst vom 12. Juli an für das eigene Portemonnaie gearbeitet.

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