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Hooligans protestieren auf dem Börsenplatz in Brüssel.

© YVES HERMAN/REUTERS

Update

Belgien: Hooligans stören Gedenken an die Opfer in Brüssel

Laut Medienberichten haben belgische Hooligans an der Gedenkstätte in Brüssel protesiert. Die Polizei setzt Wasserwerfer ein. Die Grünen-Europaabgeordnete Rebecca Harms sagte derweil angesichts der Ausschreitungen, die Dezentralisierung in Belgien habe "bekanntermaßen Schwächen".

Mehrere Hunderte Hooligans haben das Gedenken auf dem Brüsseler Börsenplatz gestört. Auf dem Börsenplatz in Brüssel hatten sich Menschen zu einer Solidaritätskundgebung mit den Opfern eingefunden. Der Bürgermeister des Ortes Vilvoorde nördlich von Brüssel Hans Bonte gab nach einem Bericht der Zeitung „La Libre“ an, es handele sich um „rechtsextreme Hooligans verschiedener Fußballvereine der ersten Liga“. Die Störer kamen nach einem Bericht der Agentur Belga aus Antwerpen im Norden des Landes.
Auf Fernsehbildern waren am Sonntag teilweise vermummte Personen in schwarz zu sehen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga umfasste die Gruppe zwischen 340 und 450 teils alkoholisierte Menschen. Sie skandierten: „Belgische Hooligans. Wir sind hier zu Hause“. Beobachter berichteten von Hitlergrüßen, der Sprecher erwähnte „faschistische Grüße“.

Polizisten rückten zur Sicherung des Platzes an. Es kam zu Rangeleien mit Polizisten, die mit Schlagstöcken, Schildern und Helmen ausgerüstet waren. Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer ein.

Polizei sperrte den Platz ab

Auf Fernsehbildern des Senders CNN war auch zu sehen, dass Bengalische Feuer auf dem Platz gezündet wurden. Nach Einschätzung von Zeugen vor Ort schien es sich um Rechtsextreme zu handeln. Die Polizei sperrte den Platz Belga zufolge ab.

Gegenprotestanten riefen laut CNN "Wir sind alle die Söhne von Immigranten". Die Polizei nahm rund zehn Tatverdächtige vorübergehend fest.

Der Brüsseler Bürgermeister Yvan Mayeur zeigte sich entsetzt: „Ich bin schockiert über den Vorfall, festzustellen, dass solche Widerlinge anreisen, um die Bewohner an ihren Gedenkorten zu provozieren.“ Die Behörden seien am Vortag darüber informiert worden, dass mit den Störern zu rechnen sei. Dennoch sei die Anreise nicht verhindert worden, beklagte Mayeur, der von der belgischen Regierung Konsequenzen forderte.

Störer nach Mechelen und Antwerpen geschickt

Ein massives Polizeiaufgebot geleitete die Hooligans zurück zum Brüsseler Nordbahnhof, Läden entlang des Weges wurden auf Anordnung der Ordnungskräfte geschlossen. Die Störer wurden mit Zügen nach Mechelen und Antwerpen geschickt. Premierminister Charles Michel verurteilte das Verhalten der Unruhestifter scharf. „Ich verlange Respekt in einem Augenblick der Trauer für das ganze Land“, erklärte er. Die Teilnehmer der Kundgebung hatten einen Aufruf der Behörden ignoriert, den für Sonntag geplanten Marsch wegen Überlastung der Polizei abzusagen. Nach Angaben des Senders RTBF beteiligten sich zwischen 500 und 1000 Menschen an der Kundgebung im Zentrum Brüssels.

Nach dem Aufmarsch von teils rechtsgerichteten Hooligans in Brüssel werden auch in Deutschland kritische Stimmen laut. „Die Dezentralisierung in Brüssel und Belgien hat bekanntermaßen Schwächen“, sagte die Grünen-Fraktionschefin im Europaparlament, Rebecca Harms, dem Tagesspiegel mit Blick auf die Zusammenarbeit der Behörden in Belgien. Allerdings müsse man auch sehen, dass in Deutschland Hooligans ebenfalls „viel Spielraum“ hätten, fügte Harms hinzu. Zudem stellten im Nachbarland „Fahndung, Terroralarm und Sicherheitskontrollen schon seit Tagen außergewöhnliche Anforderungen an die belgische Polizei“, so Harms. Zuvor hatte der Bürgermeister von Brüssel, Yvan Mayeur, ebenfalls kritisierte, dass der für die nationale Bahnpolizei zuständige belgische Innenminister Jan Jambon die Anreise der Hooligans nach Brüssel nicht verhindert habe.

Nazihooligans oder eben auch gemäßigte Neue Rechte, die sich in diesen Tagen besonders dazu berufen fühlen, das christliche Abendland durch Zuspitzung irgendeines Kulturkonfliktes zu verteidigen, sind die besten Helfer des Islamischen Staates. Die Terroristen vor den Fernsehbildschirmen werden sich über solche Bilder wie die an der Place de la Bourse in Brüssel doch richtig freuen.

schreibt NutzerIn schoeneberger

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(ame/dpa/AFP)

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