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Wladimir Putin bei seinem Auftritt. Foto: AFP

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Benefizkonzert: Putin hat umsonst gesungen

Bei einem Benefizkonzert trat Russlands Ministerpräsident Putin persönlich auf. Die Einnahmen waren für krebskranke Kinder bestimmt – wo das Geld blieb, ist bis heute unklar.

Das Benefizkonzert im Dezember in St. Petersburg war vom Allerfeinsten. Der Erlös sollte krebskranken Kindern zugutekommen, den Veranstaltern war daher das Beste gerade gut genug: Die Hollywood-Stars Sharon Stone und Mickey Rourke und die italienische Schauspielerin Monica Bellucci, die zugunsten der kranken Kinder auf jede Gage verzichtete, sagten zu. Auch der russische Ministerpräsident Premier Wladimir Putin kam zu dem Benefizkonzert – und trat sogar selbst überraschend auf: Er sang das Lied „Blueberry Hill“ und spielte sogar selbst kurz auf dem Klavier. Böse Zungen behaupten zwar, er könne überhaupt nicht spielen, habe aber beim Playback Mut bewiesen, vor dem man nur den Hut ziehen könne.

„Hoch hinaus zu den Träumen“ hieß die Gala. Jetzt kam der abgrundtiefe Absturz. Die Mutter einer Dreizehnjährigen, die an Blutkrebs leidet, schrieb einen Brief an Talkmaster Matwej Ganopolski – er arbeitet bei Radio „Echo Moskwy“ und versteht sich als gnadenloser Aufklärer von Skandalen. Sharon Stone sei zwar einen Tag vor dem Benefizkonzert im Krankenzimmer ihrer Tochter gewesen und habe dieser sogar ein Amulett geschenkt, das angeblich ihr selbst in einer schwierigen Lebenslage geholfen hat, berichtete die Mutter. Geld indes hätte keines der Kinder bisher bekommen. Dabei ist die Behandlung extrem kostspielig und wird von Krankenkassen nur teilweise finanziert. Bei der Gala sollen für einen Platz am Tisch der Hollywood-Stars mehrere zehntausend Euro bezahlt worden sein.

Nach dem Brief der Mutter ging ein Aufschrei der Empörung durch die sonst eher abgebrühte Öffentlichkeit. Umso mehr, da Nachforschungen anderer Medien ergaben, dass der Koordinator der Benefizgala – die Stiftung „Föderation“ – in Fachkreisen unbekannt ist und erst am Tag des Konzerts eine offizielle Zulassung bekam. Angesichts der russischen Bürokratie ist das ein einmaliger Vorgang, den sich die Öffentlichkeit damit erklärt, dass der Direktor des Vereins zu Putins Bekanntenkreis gehören soll.

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Zwar ließ Kristina Snickers, die Pressechefin der Stiftung, inzwischen gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti verlauten, bei dem Konzert sei gar kein Geld gesammelt worden. Putins Pressesprecher Dmitri Peskow dagegen sagte nach anfänglicher Schreckstarre, sein Chef wisse, dass das Geld die Adressaten noch nicht erreicht habe. Zugleich betonte er, sein Chef sei nur Gast der Gala gewesen. Am Dienstag wurde dann immerhin bekannt, welchen Spezialkliniken in Moskau und St. Petersburg die Mittel zugutekommen sollen.

Ob auch die kranken Kinder selbst etwas von dem Geld abbekommen, ist dagegen weiter unklar. Ebenso, welche Folgen die Affäre für Putin haben wird. Experten wie Laien vermuten, er werde bei den Präsidentenwahlen im März 2012 erneut antreten. Allerdings nur bei günstigen politischen Rahmenbedingungen. Der Skandal um die Gala könnte ihm dabei schwer auf die Füße fallen. Putin war vor allem mit dem Anspruch angetreten, die ausufernde Korruption in Russland einzudämmen.

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