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Politik: "Berge von Leichen"

GENF .Serbische Kommandos im Kosovo gehen offenbar immer brutaler vor.

GENF .Serbische Kommandos im Kosovo gehen offenbar immer brutaler vor.Zwischen 100 und 200 Männer seien am Dienstag von Einheiten des Belgrader Regimes in der Region Djakovica getötet worden, berichteten nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR übereinstimmend rund 2500 Kosovo-Albaner, die sich vor den serbischen Terrortrupps nach Albanien in Sicherheit bringen konnten.Zwar könnten deren Schilderungen nicht offiziell bestätigt werden, sagte UNHCR-Sprecher Kris Janowski am Mittwoch in Genf.Die Wahrscheinlichkeit sei aber sehr hoch, "daß es sich um das schlimmste bisher von Serben verübte Massaker im Kosovo handelt".

"Systematisch" seien Männer im wehrfähigen Alter erschossen worden.Dies könne schon dadurch nachgewiesen werden, daß so gut wie keine Männer über 15 Jahren aus der Region nach Albanien kamen.Die Flüchtlinge seien an "Bergen von Leichen" vorbeigezogen.Sie hätten ein von Serben verursachtes Flammenmeer hinter sich gelassen.Die Mitarbeiter des UNHCR seien "schockiert" über die eskalierende Brutalität und die Gemetzel der Einheiten des jugoslawischen Präsidenten Milosevic.Aber auch jenseits der Grenzen des Kosovo spitzt sich die Lage dramatisch zu: Die Flüchtlingslager in Mazedonien sind an den Grenzen ihrer Möglichkeiten.Allein am Dienstag strömten 5000 völlig erschöpfte Vertriebene dorthin.Die hygienischen Zustände verschlechtern sich rapide.Das UNHCR rechnet mit dem Ausbruch von Epidemien in den Elendscamps."Einige Fälle von Masern sind schon berichtet worden", heißt es in einem UNHCR-Report.Insgesamt flüchteten seit dem Ausbruch der serbischen Offensiven im März 1998 rund 600 000 Kosovo-Albaner.Eindringlich appelliert das UNHCR an die mazedonische Regierung, neue Flüchtlingslager errichten zu dürfen.Auch müßten die europäischen Regierungen endlich ihre Versprechen einhalten.Bisher seien erst 22 000 Kosovo-Albaner ausgeflogen worden.

JAN DIRK HERBERMANN

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