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Zu wenig Ausrüstung, zu viel Bürokratie. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bei der Bundeswehr.

© Bodo Marks/dpa/picture alliance

Bericht des Wehrbeauftragten: Waisenkind Bundeswehr

Die Truppe hat vielfältige Mängel. Das wird sich erst ändern, wenn die Exportmacht Deutschland ehrlich diskutiert, dass sie Militär benötigt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Sie war einmal ein Glanzstück der Nato. Bei Manövern im Bündnis vor gut dreißig Jahren bekamen Bundeswehreinheiten oft beste Noten für Ausbildung, Organisation, Verlässlichkeit. Der Wehrbericht 2018 zeigt ein desolates Bild: Ausrüstung ungenügend, ein Übermaß an Bürokratie, sexuelle Übergriffe, rechtsextreme Vorfälle. Kein Wunder, dass die Truppe es schwer hat, Nachwuchs zu gewinnen.

Traum vom ewigen Frieden

Wie konnte es so weit kommen? Im Überschwang nach dem Fall der Mauer haben sich fast alle Alliierten eine „Friedensdividende“ gegönnt. Deutschland war da nicht allein. Der Sonderfall liegt darin, dass es sich beharrlich weigert, aus dem Traum vom ewigen Frieden aufzuwachen, trotz Terror, trotz russischer Aggression. Andere haben ihr Militär längst wieder auf Vordermann gebracht. Deutschland erhöht zwar seit 2014 zaghaft den Wehretat, wegen Putin. Die Politik traut sich aber nicht, das offen zu sagen.

Die Gesellschaft braucht die öffentliche Debatte, wofür die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Erde Militär benötigt. Wenn sie die Bundeswehr nicht mehr als Waisenkind behandelt, werden sich Wege für die Sanierung finden. In einer Truppe, die stolz darauf sein darf, was sie im Ernstfall kann, wächst die Moral und sinkt die Zahl der Skandale.

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