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Gesundheit in Gefahr: Omar presst einen Schwamm aus, mit dem der Ölreste gesammelt hat.

© Ahmad Baroudi/Save the Children

Bericht von Hilfsorganisationen zu Flüchtlingen: Millionen syrische Kinder müssen arbeiten

Schuhe putzen, Straßen bauen, Steine klopfen: Immer mehr syrische Flüchtlingskinder werden zum Arbeiten gezwungen - weil sie die Familien ernähren müssen. Ein Bericht zeigt, wie schon die Kleinsten ausgebeutet werden.

Dürfte Omar sich etwas wünschen, dann würde er zu Schule gehen. Und später Architekt werden. Doch der 12-Jährige hat keine Zeit für Träume. Er muss arbeiten, hart arbeiten. Vor vier Jahren ist sein Vater im syrischen Bürgerkrieg durch eine Granate ums Leben gekommen. Seitdem muss sich Omar um seine Mutter und den kleinen Bruder kümmern, für deren Lebensunterhalt sorgen.

Und so steht er jeden Tag von sechs Uhr morgens bis spätabends auf dem Dieselölmarkt der Stadt Idlib. In der einen Hand den kleinen zerbeulten Kanister, in der anderen einen Schwamm. Mit dem saugt der Junge das auf, was beim Befüllen der Tankfahrzeuge daneben geht. An guten Tagen kommen 15 Liter zusammen, die Omar dann verkauft - ein mühsamer, ein schmutziger, ein gesundheitsgefährdender Job. Doch einer, auf den er angewiesen ist. Der Verkauf von Zigaretten und die Aushilfstätigkeit beim Schmied haben einfach nicht genug eingebracht. Schließlich geht es ums Überleben. Sein eigenes und das der Familie.

Schon Sechsjährige müssen schuften

So wie Omar müssen inzwischen wohl Millionen syrische Kinder tagtäglich schuften. Sie arbeiten auf Feldern, backen Brot, fertigen Schuhe und ackern oft unter unmenschlichen Bedingungen in Steinbrüchen oder auf Baustellen. Und viele werden zur Prostitution gezwungen. Kinderarbeit von syrischen Mädchen und Jungen hat ein dramatisches Ausmaß erreicht. Das geht aus einem von den Hilfsorganisationen Save the Children und Unicef jetzt veröffentlichten Bericht hervor.

Zwölf Jahre alt, ohne Kindheit: Omar muss täglich auf dem Ölmarkt schuften.
Zwölf Jahre alt, ohne Kindheit: Omar muss täglich auf dem Ölmarkt schuften.

© Ahmad Baroudi/Save the Children

Der Report mit dem Titel "Kleine Hände, große Bürde" macht an vielen Beispielen deutlich: Heranwachsende in Syrien selbst - aber auch jene, die in Nachbarstaaten Zuflucht gefunden haben - werden ausgebeutet. Nicht selten leiden schon Sechsjährige darunter. "Die Mädchen und Jungen zahlen den hohen Preis für das Unvermögen der Welt, den Konflikt zu beenden", sagt Roger Hearn, Regionaldirektor für Save the Children im Mittleren Osten.

Kaputte Gesundheit, kein Schulbesuch

Dem Bericht zufolge ist zum Beispiel in Jordanien fast jede zweite syrische Familie ganz oder zum Teil vom Einkommen eines Kindes abhängig. Im Libanon oder in der Türkei sieht es kaum besser aus. Und die harte Arbeit hat schlimme Folgen. Viele der befragten Jugendlichen klagen über Gesundheitsprobleme. "Sie müssen schwere Lasten tragen, sind Pestiziden und anderen toxischen Chemikalien schutzlos ausgesetzt, haben keine Ruhephasen - das sind nur einige der Risiken, denen die Kinder in dieser Region ausgesetzt sind", betont Peter Salama von Unicef. Allerdings sind die Familien auf das Einkommen angewiesen, weil Erwachsene in den Zufluchtsländern keine Arbeitserlaubnis erhalten.

An Bildung wie Ausbildung ist unter diesen Bedingungen nicht zu denken. Schätzungen der Hilfsorganisationen zufolge gehen 2,7 Millionen syrische Flüchtlingskinder nicht mehr zur Schule. Staatdessen müssen sie sich abplagen. Für ein paar Dollar pro Tag. Wie Omar.

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