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Politik: Berlin-Boykott

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Meistens ist Politik bierernst. Manchmal aber beschert uns die Politik Ideen, die man nicht ganz für voll nehmen sollte.

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HINTER DEN LINDEN

Meistens ist Politik bierernst. Manchmal aber beschert uns die Politik Ideen, die man nicht ganz für voll nehmen sollte. Um das deutsch-amerikanische Verhältnis steht es derzeit ja nicht zum Besten. Telefoniert mehr miteinander! Trefft Euch! Dies wären konventionelle Therapien. Peter King, ein republikanischer US-Abgeordneter aus dem Bundesstaat New York, hat eine andere Idee. Er ist ziemlich sauer auf die Deutschen. Irak-Kritik, Hitler-Vergleich, Palästinenser-Freundlichkeit – das ist ihm zu viel. Sein Zorn gilt vor allem der SPD und Gerhard Schröder. Deshalb hat King jetzt eine Idee veröffentlicht: US-Handelssanktionen. Nicht gegen Deutschland, nein, nur gegen SPD-regierte Bundesländer. Wie gesagt, ernst muss man diesen Vorschlag nicht nehmen. Wiewohl er ein Indiz ist für die angespannte Lage. Was er praktisch bedeuten würde?

King müsste Produktgruppen definieren, die nur von rot-roten, rot-gelben oder rot-grünen Landesregierungen exportiert werden. Pfälzer Wein, niedersächsische Autos, Mecklenburger Schnaps und Schleswig-Holsteiner Fisch, Berliner Experimental-Musik: Überall müssten Kriterien her, die nicht politisch sein dürften, die bösen SPD-Produkte aber klar abgrenzen von den guten - sagen wir: bayerischen oder japanischen. Lieber Herr King, bei den Autos klappt das. Bringen Sie doch ein Gesetz ein, das die PS-Zahlen von Volkswagen trifft, die von BMW und Mercedes aber nicht. Oder boykottieren Sie doch Musik-CDs ab 120 bpm und 140 Dezibel, da ist bestimmt viel Berlin-Sound dabei. Bayerns Motoren und Melodien dürfen Amerika dann weiter beglücken. Wie aber trennt man Techno aus Berlin von dem aus Tokio?

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