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Bleiben oder weichen? Der Flughafen Tegel ist beliebt.

© Sophia Kembowski/dpa

Berliner Flughäfen: Nichts stört mehr als Fakten

Tegel wird schließen, wenn der BER kommt. Gerade jetzt zur Ferienzeit wird dagegen wieder protestiert. Mit der Realität hat das nichts zu tun. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Gerd Appenzeller

Es ist Ferienzeit, und in Tegel passiert mal wieder das, was immer passiert, wenn Systeme an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen: Der frustrierte Benutzer schimpft und findet geneigte Experten, die auch gleich wissen, was zu tun ist. Tegel offen halten, fordern sie, zusätzlich zum neuen Schönefelder BER-Flughafen.

Am Montag in Tegel hätte aber auch ein zweiter Flughafen nicht geholfen, denn dort meldeten sich erst mehrere Arbeitskräfte eines Dienstleisters krank und dann streikte ein Röntgengerät für das Gepäck.

So etwas kommt auch in München, Frankfurt oder Amsterdam vor. Aber, zugegeben, da ist die gesamte Infrastruktur nicht so marode wie am Lieblingsflughafen der Berliner. Ganz stadtnah, wo gibt es das denn sonst noch, begeistern sich Einheimische und Gäste. Das ist so überzeugend, dass man die FDP verstehen kann, die mit der Tegel-offen-halten-Forderung am 18. September bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus über die Fünf-Prozent- Hürde zu fliegen hofft.

Abseits von Wahlkämpfen empfiehlt es sich aber besonders, Forderungen an den Realitäten zu messen. Und die sehen dann eben doch anders aus. Es war nicht alleine der Senat von Berlin, der die Eröffnung des neuen Flughafens mit der Schließung von Tegel (und Tempelhof) verknüpfte.

Air Berlin nach Schönefeld?

Dieser Zusammenhang wurde erstmals am 28. Mai 1996 im sogenannten Konsensbeschluss zwischen Berlin, Brandenburg und dem Bund hergestellt. Dieser Beschluss wiederum war die Voraussetzung dafür, dass das Bundesverwaltungsgericht in seinem Urteil vom März 2006 überhaupt den BER-Neubau in Schönefeld erlaubte.

Nun kann man sicherlich darauf pochen, dass man Beschlüsse überdenken und dann anders fällen darf. Aber dann kommen wieder jahrelang die Gerichte – und vorher die Fakten des Flugverkehrs. In Berlin gibt es keinen nennenswerten Interkontinentalverkehr, den man etwa dem BER zuordnen könnte.

Wie teilt man dann aber auf? Air Berlin nach Schönefeld zu den Low-Cost-Carriern, die klassischen Airlines in Tegel belassen? Oder umgekehrt? Das gäbe ein Hauen und Stechen, denn in Tegel bleiben wollten ja alle. Aber da ist es nun mal zu voll. Also? Alles wieder auf Anfang? Wenn nur die blöden Fakten nicht wären ...

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