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Neurodermitis, Heuschnupfen, Asthma: Darum müssen Berliner Kinder besonders häufig zum Arzt.

© Arne Dedert/dpa

Berliner Kinder: Krank und ängstlich

Berliner Kinder leiden überdurchschnittlich oft an chronischen körperlichen und psychischen Krankheiten. Das ergab eine Studie der DAK.

Mehr als jedes vierte Berliner Kind leidet unter einer chronischen körperlichen Krankheit. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des Kinder- und Jugendreports der DAK. Mit rund 27 Prozent chronisch kranker Kinder liegt Berlin damit laut Studie leicht über dem Bundesdurchschnitt von 26 Prozent. Die Berliner Kinder und Jugendlichen haben dabei am häufigsten Neurodermitis, Heuschnupfen, Asthma und entzündliche Darmerkrankungen.

Viele Krankheiten überdurchschnittlich häufig vertreten

Manche Erkrankungen betreffen Berliner Kinder deutlich mehr als andere Gleichaltrige: Neurodermitis kommt 18 Prozent öfter vor, entzündliche Darmkrankheiten sind 26 Prozent häufiger als im Bundesdurchschnitt.
Für die Studie haben Wissenschaftler der Universität Bielefeld die Versichertendaten von rund 26.000 Kindern und Jugendlichen aus dem Jahr 2016 ausgewertet. Dabei haben sie festgestellt, dass auch bei potenziell chronisch verlaufenden psychischen Erkrankungen die Berliner Zahlen vom Bundesdurchschnitt abweichen: Demnach leiden rund 44 von 1000 Kindern und Jugendlichen unter Schulangst oder Schulphobie – rund 24 Prozent mehr als im bundesdeutschen Vergleich. Bei Depressionen sieht es ähnlich aus: In Berlin leiden darunter 28 Prozent mehr Kinder und Jugendliche als in anderen Bundesländern. Insgesamt ist fast jedes zehnte Berliner Kind von Depressionen betroffen.

Neun von zehn Kindern gehen mindestens einmal jährlich zum Arzt

Auch nicht chronische Krankheiten kommen bei Berliner Kindern und Jugendlichen überdurchschnittlich oft vor, wie der Report zeigt: Neun von zehn Berliner Kindern und Jugendlichen gingen 2016 mindestens ein Mal zum Arzt. Im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten wurden 2016 rund 24 Prozent mehr Viruserkrankungen, 15 Prozent mehr Fälle von Neurodermitis, elf Prozent mehr grippale Infekte und zehn Prozent mehr psychische Erkrankungen behandelt.

Analyse geht weiter

„Unser Report belegt, dass der Unterschied zwischen den Großstädten in Sachen Gesundheit größer ist als gedacht“, so Volker Röttsches, Leiter der DAK-Landesvertretung Berlin. Warum die Zahlen in Berlin vom Bundesdurchschnitt abweichen, ist noch nicht klar. Wie Stefan Poetig, Pressesprecher der DAK Berlin, aber erklärt, ginge die Forschung weiter: Die Zahlen des Reports sollten Basis für weitere Analysen sowie für Diskussionen im Gesundheitswesen und der Politik sein. Zudem, sagte Poetig, solle ab jetzt jährlich eine Erhebung durchgeführt werden, um vergleichbare Zahlen zu gewinnen und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Studie beruht auf Abrechnungsdaten aller Kinder und Jugendlichen, die bei der DAK versichert sind. Ungeachtet dieser geplanten Forschung sei aber klar: „Das Ergebnis muss Prävention sein.“ Wie Poetig betont, solle die Aufklärung über Gesundheitsthemen wie Bewegung und Ernährung früh anfangen. Auch Eltern müssten zudem lernen, die Signale ihrer Kinder zu verstehen. „Die Eltern müssen die Zeichen erkennen und präventiv handeln.“

Angstfaktor Armut

Wie stark Ängste vor Mobbing, Gewalt und Ausgrenzung Kinder und Jugendliche umtreiben, zeigt auch eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung. Mehr als die Hälfte der Acht- bis Vierzehnjährigen haben demnach Angst vor Armut. Der Politikwissenschaftler und Armutsforscher Christoph Butterwegge sagte dem Tagesspiegel, Kinder und Jugendliche seien „Seismografen der sozialen Spaltung“.

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