Da lässt einer die Muskeln spielen. Berlins Bausenator Andreas Geisel zieht die Bauplanung für den Mauerpark an sich und verspricht verbindliches Baurecht binnen Jahresfrist. Genug geredet, jetzt fließt Beton. Wär’ ja noch schöner, wenn ein paar Berufsberliner das Wachstum der Stadt lähmen, weil sie den Park als ihren „Vorgarten“ begreifen. Das kann man so sehen. Aber verliert man dabei nicht die Bürger aus den Augen? Sicher, seit über zehn Jahren streiten Bezirk, Grundeigentümer, Land und Fans des Mauerparks über den Grünstreifen. Dass irgendwann der Geduldsfaden reißt, ist verständlich.
Aber ausgerechnet jetzt, handstreichartig, das Projekt an sich ziehen, das ist – vorsichtig ausgedrückt – ungeschickt. Der Bezirk hat gerade erst die Baupläne ausgelegt und die Bürger zur Beteiligung aufgefordert. Das ist eine Farce, wenn jetzt schon feststeht: Ende des Jahres rollen die Bagger. Oder es kündet von der Überzeugung, wir kennen eure Einwände, ist eh alles unbegründet. Der Mauerpark ist ein Grund-Stück Berliner Identität, dessen Kaperung Widerstände weit über den Kiez hinaus mobilisieren kann. Gut möglich, dass sich Geisel an diesem Kraftakt verhebt.

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