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Politik: Berlins Hauptbahnhof wieder gesperrt

Zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen / Architekt Gerkan „sehr erschüttert“ über Sturmschäden

Berlin - Nach dem Orkan „Kyrill“ hat sich die Lage bundesweit deutlich entspannt, nur am Berliner Hauptbahnhof gab es am Sonntag wieder Chaos. Die Deutsche Bahn sperrte am Nachmittag nach einer Sturmwarnung ihren neuen Hauptbahnhof zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen. Fahrgäste und Besucher mussten das Gebäude verlassen. Der Verkehr war stundenlang unterbrochen. Auf den Berliner Bahnhöfen herrschte Chaos. Die Einschränkungen wirkten sich auf den Verkehr weit über Berlin hinaus aus. Erst am Abend wurde die Sperrung wieder aufgehoben, nachdem der Wetterdienst ein Abflauen des Sturms in der Region gemeldet hatte. Zum Berufsverkehr an diesem Montagmorgen solle der Verkehr planmäßig laufen, sagte ein Bahnsprecher.

Weil sich beim Orkan „Kyrill“ in der Nacht zum Freitag ein Stahlträger an der Fassade gelöst hatte und rund 40 Meter in die Tiefe gestürzt war, schließt die Bahn bis zum Abschluss der Sicherungsmaßnahmen bei einer Windstärke über dem Wert acht den ihrer Ansicht nach schönsten und modernsten Bahnhof der Welt. Der Wetterdienst hatte am Sonntag für den Raum Berlin eine Unwetterwarnung mit Gefahr orkanartiger Böen bis Windstärke elf herausgegeben.

Nach Angaben des Meteorologen Hans-Joachim Knußmann muss jährlich 20- bis 50-mal mit Windstärken über acht gerechnet werden. Die Bahn will allerdings auf weitere Sperrungen verzichten, sobald die nicht verschraubten oder verschweißten Träger zusätzlich verankert sind. Bisher hatte man angenommen, dass die nur auf einer Auflage ruhenden Träger durch ihr Eigengewicht von rund zwei Tonnen halten würden. Die Sicherungsarbeiten sollen spätestens Ende der Woche abgeschlossen sein.

Die Bahn bestritt den Tagesspiegel-Bericht, wonach es bereits in der Planungsphase Bedenken gegen diese Konstruktion gegeben hat, die man dann aber für ausgeräumt hielt. In keiner Phase habe es Sicherheitsbedenken gegeben, sagte ein Bahnsprecher. Insider bei der Bahn bestätigten dagegen erneut, dass solche Bedenken vorgebracht worden seien. Große Erfahrungen habe man mit solchen Konstruktionen nicht gehabt. Man sei sich dann aber sicher gewesen, dass die Träger auch einem Sturm trotzen würden.

Große Teile der Stahlkonstruktion vor der Glasfassade des Bürokomplexes über dem Glasdach sind nur dekorative Elemente. Der Architekt Meinhard von Gerkan sagte der Nachrichtenagentur dpa, er sei „sehr erschüttert“ über die Schäden. Ein Sicherheitsrisiko sei ihm aber nicht bekannt gewesen. Man müsse jetzt sehen, was nicht planmäßig ausgeführt wurde und für welche Veränderungen es vielleicht keine Genehmigung gegeben habe.

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