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Bernd Matthies: Lebensabend in Zeiten des Klimawandels

Es ist schon eine Weile her, dass die Leute gern in Rente gingen. 40 Jahre lang malocht, dann die Früchte der Arbeit im bescheidenen, pünktlich abgezahlten Eigenheim genießen oder in Mallorca den Lebensabend bei Sangria und Paella zum Fest machen – ja, liebe Kinder, es gab einmal solche Lebenswege, damals, als Opa noch kurze Hosen trug.

Es ist schon eine Weile her, dass die Leute gern in Rente gingen. 40 Jahre lang malocht, dann die Früchte der Arbeit im bescheidenen, pünktlich abgezahlten Eigenheim genießen oder in Mallorca den Lebensabend bei Sangria und Paella zum Fest machen – ja, liebe Kinder, es gab einmal solche Lebenswege, damals, als Opa noch kurze Hosen trug.

Heute sieht die Situation ein wenig anders aus: Wer gut vorgesorgt hat, der wird immerhin ein paar Euro fürs Abendbierchen übrig behalten, wenn die gesetzliche Rente im Jahr 2020 komplett an die gesetzliche Krankenversicherung überwiesen ist, mehr aber wohl nicht. Ja, und die Betriebsrente? Ist schwer zu berechnen. Millionen Rentner haben zu viel Steuern bezahlt, lesen wir in aktuellen Meldungen, Millionen Rentner zu wenig.

Es genügt offenbar, bei der Steuererklärung ins falsche Feld zu rutschen, denn es gibt drei Arten von Renten und 17 Besteuerungsmöglichkeiten dieser Arten, oder war es umgekehrt? Die Begriffe geraten durcheinander, es kann neuerdings sein, dass Rentner, die im Hotel frühstücken, einer höheren Sektsteuer unterliegen als pensionierte Beamte, deren Spekulationsgeschäfte börsenumsatzsteuerfrei bleiben, weil sie ihrem Steuerbescheid rechtzeitig mit Hinweis auf Paragraf 17, Abs. 2/13 der Abgabenordnung widersprochen haben oder vor 1973 aus dem ADAC ausgetreten sind … Bitte, das sind jetzt willkürlich gewählte Beispiele, fragen Sie Ihren Steuerberater oder Psychiater. Und im Übrigen ist morgen schon wieder alles anders. Näheres regeln die Ausführungsvorschriften, falls jemand daran denkt, sie rechtzeitig zu erlassen.

Nicht, dass das jetzt hier in Mäkelei ausartet. Es ist grundsätzlich immer noch möglich, die Steuererklärung auf einem Bierdeckel zu machen, sofern dieser Bierdeckel eine Mindestgröße von fünf Quadratmetern hat und sich beidseitig beschreiben lässt. Wenn allerdings Betriebsrenten im Spiel sind, wird die Benutzung eines zweiten Deckels empfohlen.

Was nützen diese Erkenntnisse uns, die wir dem Rentenalter erst nach und nach entgegenstreben? Die Zukunft ist unberechenbar – wir wissen nicht einmal genau, wie hoch die Flutwelle ist, die uns nach dem kompletten Abschmelzen der Polkappen überfluten wird. Am Ende kommt es wahrscheinlich darauf an, ob das zuständige Finanzamt niedrig genug steht. Dann läge im Klimawandel sogar die Chance auf einen ruhigen Lebensabend.

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